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Kropf
Struma (fachsprachlich); Schilddrüsenvergrößerung

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Kropf [krɔpf̮], der; -[e]s, Kröpfe ['krœpf̮ə]:
1. nach außen meist sichtbare Verdickung des Halses an der Vorderseite durch eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse:
einen Kropf haben.
2. (bei vielen Vogelarten) Erweiterung der Speiseröhre, in der die Nahrung vorübergehend aufbewahrt wird:
die Taube würgte aus ihrem Kropf Futter für die Jungen.

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Krọpf 〈m. 1u
1. Vergrößerung der Schilddrüse; Sy Struma
2. bei vielen Vögeln eine Erweiterung od. Ausstülpung der Speiseröhre, die zur vorübergehenden Aufnahme der Nahrung dient: Ingluvies
3. durch Bakterien od. Pilze verursachte, knollige Wucherung, bes. am Wurzelhals, z. B. die Kohlhernie
4. 〈Mus.; in der Orgel〉 recht- od. stumpfwinklig geknickte Röhre zw. Kanälen u. Bälgen
[<ahd. kropf, engl. crop <idg. *greub-; zu idg. *ger- „winden, biegen, krümmen“; verwandt mit kriechen, Krüppel]

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Krọpf , der; -[e]s, Kröpfe [mhd., ahd. kropf, wahrsch. urspr. = Rundung, Krümmung, Ausbiegung u. verw. mit Kringel; vgl. auch Krüppel]:
1. (durch eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse bewirkte) nach außen meist sichtbare, oft auffällige Verdickung des Halses an der Vorderseite:
sie hat einen K., lässt ihren K. operieren;
überflüssig, unnötig sein wie ein K. (ugs., oft scherzh.; völlig überflüssig, ganz und gar nicht notwendig sein).
2. bei vielen Vogelarten vorhandene Erweiterung der Speiseröhre, in der die Nahrung vorübergehend aufbewahrt, für die Verdauung aufbereitet wird:
das Futter für die Brut aus dem K. würgen.

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Kropf,
 
1) Medizin: Struma, Vergrößerung der Schilddrüse. Nach der Stoffwechsellage werden der euthyreote Kropf mit normaler, der hyperthyreote Kropf mit überschießender und der hypothyreote Kropf mit unzureichender Hormonproduktion unterschieden; die nichtentzündliche, gutartige, euthyreote Schilddrüsenvergrößerung wird auch als blande Struma bezeichnet.
 
Formen
 
und Ursachen: Die blande Struma ist als häufigste Form des Kropfes überwiegend auf einen chronischen Jodmangel in der Nahrung zurückzuführen (anhaltend weniger als 100 μg je Tag); hierdurch kommt es zu einer verminderten Produktion der Schilddrüsenhormone (Trijodthyronin, Thyroxin), zu deren Synthese Jod erforderlich ist. In Jodmangelgebieten, z. B. dem norddeutschen Flachland oder Gebirgsgegenden, tritt der Kropf gehäuft auf. Die Behandlung erfolgt mit Jod. Viele Kropfoperationen wären nicht erforderlich, wenn Jod mit der Nahrung in ausreichender Menge aufgenommen würde, z. B. durch jodiertes Speisesalz. Seltene Ursachen einer Jodmangelstruma sind erbliche Jodfehlverwertungen und Fehlfunktionen in der endokrinen Regulation. Eine vorübergehende Schilddrüsenvergrößerung (sporadischer Kropf) kann aufgrund des erhöhten Hormonbedarfs auch in den Entwicklungs- und Wechseljahren, in der Schwangerschaft, auch bei Stress auftreten. Der Kropf stellt meist eine gleichmäßige Drüsenwucherung (diffuser Kropf) dar. Bei Auftreten von bindegewebig abgegrenzten Wucherungen wird von einem Knotenkropf (Struma nodosa) gesprochen. Ursachen dafür können das autonome Adenom, ein gutartiger, in der Drüsenfunktion des Gewebes von der hypophysären Steuerung unabhängiger Tumor, sowie die selteneren Schilddrüsenmalignome sein. Der unbehandelte Knotenkropf hat eine Neigung zur Gewebestörung mit örtlichem Gewebetod, Pseudozystenbildung und Verkalkung. Der Kropf kann auch nach unten hinter das Brustbein (retrosternale Struma) und in den Brustkorb (intrathorakale Struma) wachsen.
 
Eine hyperthyreote Struma (Überfunktion) tritt in etwa 15 % der Fälle auf, v. a. im Zusammenhang mit der Basedow-Krankheit oder als Folge eines autonomen Adenoms.
 
Symptome
 
des Kropfes äußern sich je nach Größe in Druckgefühl am Hals bis hin zur Einengung der Luftröhre mit verstärkten Einatmungsgeräuschen (Stridor), Kurzatmigkeit, Kompression der Speiseröhre mit Schluckbeschwerden sowie Gewichtsabnahme, Schlafstörungen, Unruhe und eventuell Hervortreten der Augen (Exophthalmus); vorübergehender Spontanschmerz tritt v. a. bei Blutungen auf.
 
Zur Diagnose ist die Bestimmung der Stoffwechsellage durch nuklearmedizinische Tests, beispielsweise des Trijodthyronin-, Thyroxin- oder Thyreotropinwertes, erforderlich. Die Schilddrüsenszintigraphie ermöglicht die Bildaufzeichnung des hormonproduzierenden Schilddrüsengewebes und die Feststellung von »heißen«, überaktiven Knoten (Adenomen) sowie von »kalten«, nicht speichernden Bezirken, bei denen ein Verdacht auf Krebs besteht. Zysten lassen sich sehr gut mit Ultraschalldiagnostik erkennen.
 
Die Behandlung des Kropfes erfolgt differenziert je nach Ursache, z. B. medikamentös mit Thyreostatika, wobei eine befriedigende Einstellung des Patienten normalerweise viele Wochen dauert. Außerdem ist eine Radiojodbehandlung besonders bei Adenomen oder eine operative Entfernung möglich. Zysten können oft unbehandelt bleiben, müssen aber regelmäßig auf Wachstum kontrolliert werden.
 
 2) Zoologie: Ingluvi|es, Erweiterung, auch seitliche Ausstülpung der Speiseröhre vieler Wirbelloser (v. a. bei Insekten; z. B. als Honigmagen, Saugmagen) und Vögel, die der Aufbewahrung oder/und mechanische, auch enzymatische Aufbereitung der Nahrung dient.
 

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Krọpf, der; -[e]s, Kröpfe [mhd., ahd. kropf, wahrsch. urspr. = Rundung, Krümmung, Ausbiegung u. verw. mit ↑Kringel; vgl. auch ↑Krüppel]: 1. (durch eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse bewirkte) nach außen meist sichtbare, oft auffällige Verdickung des Halses an der Vorderseite: sein K. ist bei der Behandlung etwas zurückgegangen; Eine der Frauen war hager, die andere rund, und außerdem hatte die einen K. (Bastian, Brut 169); sie lässt ihren K. operieren; *überflüssig/unnötig sein wie ein K. (ugs., oft scherzh.; völlig überflüssig, ganz und gar nicht notwendig): Dieser Artikel war so überflüssig wie ein K. (MM 15. 7. 80, 18). 2. bei vielen Vogelarten vorhandene Erweiterung der Speiseröhre, in der die Nahrung vorübergehend aufbewahrt, für die Verdauung aufbereitet wird: das Futter für die Brut aus dem K. würgen.

Universal-Lexikon. 2012.