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Fächer
Fä|cher ['fɛçɐ], der; -s, -:
halbkreisförmiger [zusammenfaltbarer] Gegenstand aus Seide, Papier o. Ä., der dazu dient, sich kühlende Luft zuzuführen:
sich mit dem Fächer Luft zufächeln.

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Fạ̈|cher 〈m. 3
1. Gerät aus festem, federndem Stoff, Papier od. Seide, rund u. mit Griff od. halbrund, faltbar u. dann zumeist ohne Griff, mit dem durch rasches Hinundherbewegen ein Luftstrom erzeugt wird, zunächst zum Anfachen des Feuers, später zum Zufächeln von Luft
2. 〈Jägerspr.〉 die Schwanzfedern des Auerhahns
[<frühmhd. focher „Gerät zum Windmachen“, daneben fechel, focht, focker, fucker; zu spätmhd. fochen „blasen“ <mlat. focare „entfachen“; zu lat. focus „Feuerstätte“]

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Fạ̈|cher , der; -s, - [älter focher, focker = Blasebalg, Wedel zum Anfachen des Feuers < mlat. focarius = Heizer; Küchenjunge, zu lat. focus, Fokus]:
1. halbkreisförmiger [zusammenklappbarer] Gegenstand aus Seide, Papier o. Ä., den man mit der Hand hin- u. herbewegt, um sich kühlende Luft zuzuwehen:
ein seidener F.;
ein F. aus Sandelholz;
einen F. entfalten, zusammenlegen.
2. (Jägerspr.) fächerförmiger Schwanz des Auerhahns.
3. (Bot.) fächerförmiger Wedel bestimmter Palmen.

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Fächer
 
[frühneuhochdeutsch focher, focker »Feuerwedel«, »Blasebalg«, von lateinisch focarius »Heizer«, »Küchenjunge«], Handgerät zur Erzeugung eines Luftstroms, das über den zweckgerichteten Einsatz hinaus (Anfachen des Feuers, Kühlung) Bedeutung fand. Fächer waren schon im Altertum in Ägypten, Babylonien, Persien sowie in Indien und China bekannt. Sie wurden auch zum Zeichen der Herrscherwürde in Gestalt eines Wedels aus Palmblättern, Straußen- oder Pfauenfedern an langem Stiel verwendet. Auch die Griechen und Römer benutzten den Wedel in Blattform. Von den liturgischen Fächern, die aus der östlichen Kirche von der lateinischen zum Schutz von Brot und Wein bei der Liturgie (Flabellum) übernommen wurden, sind einige aus dem frühen Mittelalter erhalten.
 
Man unterscheidet starre und zusammenlegbare Fächer: Der Blattfächer mit starrem Stiel ist rund oder trapezförmig, mit Seide oder Papier bespannt und polychrom über Blattgold- oder Alaungrundierung bemalt oder in Tusche beschrieben. Er war in China sehr verbreitet und seit der Narazeit auch in Japan gebräuchlich. Beim Fahnenfächer ist das Fächerblatt (aus Pergament, Geflecht u. a.) seitlich am Stil befestigt. Der Klappfächer besteht aus einzelnen keilförmigen Teilen, die unten von einem Stift gehalten werden und beim Öffnen wie Spielkarten auffächern. Beim ähnlichen Faltfächer ist ein viertel- bis halbrundes Deckblatt (meist aus Papier) an Stäbchen befestigt. Letztere waren in Japan seit der Heianzeit verbreitet und gelangten im 11. Jahrhundert über Korea nach China. Sie erfreuten sich in den Kreisen der chinesischen Literatenmaler großer Beliebtheit, wurden als Geschenk zwischen Freunden ausgetauscht und mit Widmungen versehen, bemalt und mit Gedichtversen beschriftet. Eine Blüte erlebte der bemalte Faltfächer Anfang des 15. Jahrhunderts in den Kreisen der »Wuschule« in der Mingzeit.
 
In China, Korea und Japan ging man früh dazu über, das Papier oder die Seide vom Rippengerüst zu lösen und als Kunstwerke der Malerei oder Kalligraphie in Alben, auf Stellschirme oder Hängerollen zu kleben. Die Sujets umfassen Landschaftsszenen, Blumen, Vögel u. a. Tierdarstellungen sowie figürliche Motive aus dem Bereich der höfischen Welt, des buddhistischen und taoistischen Pantheons und des alltäglichen Lebens.
 
Als modische Geräte sind Fächer in Europa seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Im 16. Jahrhundert verbreitete sich über Spanien der aus Japan stammende Faltfächer. Unter König Ludwig XIV. von Frankreich wurde er zu einem Luxusgegenstand. Im Rokoko erreichten Blatt und Gestänge eine hohe künstlerische Ausgestaltung durch Juweliere und nach Entwürfen bekannter Maler (J. A. Watteau, F. Boucher, D. Chodowiecki). Die Fächersprache ordnete bestimmten Haltungen des Fächers Botschaften der Trägerin an ihren Kavalier zu. Das Fächerblatt wurde auch im 19. Jahrhundert häufig von Malern gestaltet (É. Manet, E. Degas, P. Bonnard, M. Denis, H. de Toulouse-Lautrec). Zu den seltenen Beispielen des 20. Jahrhunderts gehören die zwischen 1912 und 1914 entstandenen sechs Fächer für Alma Mahler-Werfel von O. Kokoschka.
 
Literatur:
 
N. I. Armstrong: A collector's history of fans (London 1974);
 M. A. Flory: A book about fans. The history of fans and fan-painting (Neuausg. New York 1974);
 
An exhibition of the art of Chinese fan-painting (London 1974);
 S. Mayor: F. (a. d. Engl., 1981);
 
F. Kunst u. Mode aus 5 Jh., bearb. v. E. Heller-Winter, Ausst.-Kat. (1987);
 
Der F. Kunstobjekt u. Billetdoux. Der europ. Falt-F. - Werden u. Wandel, bearb. v. C. Kammerl, Ausst.-Kat. (1989).
 

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Fạ̈|cher, der; -s, - [älter focher, focker = Blasebalg, Wedel zum Anfachen des Feuers < mlat. focarius = Heizer; Küchenjunge, zu lat. focus, ↑Fokus]: 1. halbkreisförmiger [zusammenklappbarer] Gegenstand aus Seide, Papier o. Ä., den man mit der Hand hin- u. herbewegt, um sich kühlende Luft zuzuwehen: ein seidener F.; ein F. aus Sandelholz; einen F. entfalten, zusammenlegen; Ü zwei andere holten einen F. Skatkarten unter der Bettdecke hervor (Sebastian, Krankenhaus 109); in dem breiten F. (geh.; in der großen Vielzahl) politischer Aktionen (Bundestag 189, 1968, 10 213). 2. (Jägerspr.) fächerförmiger Schwanz des Auerhahns. 3. (Bot.) fächerförmiger Wedel bestimmter Palmen: wo der Meerwind mit den -n der Palmen spielt (Thieß, Legende 76).

Universal-Lexikon. 2012.