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Wells
I
Wells
 
[welz], Stadt in der County Somerset, Südwestengland, am Fuß der Mendip Hills, 9 250 Einwohner; anglikanischer Bischofssitz; Elektronik-, Nahrungsmittelindustrie; Fremdenverkehr.
 
Stadtbild:
 
Mittelalterliches Stadtbild mit Häusern und Gasthöfen aus dem 14.-16. Jahrhundert; der 1348 gegründete Vicar's Close, ein aus 42 Häusern bestehender Komplex, wird noch heute von Geistlichen und Theologiestudenten bewohnt; gotische Kathedrale (um 1180 ff., 1239 geweiht), Westfront mit Blendarkaden und Skulpturen (Early English), im späten 13. Jahrhundert wurde dem Querhaus ein oktogonaler Kapitelsaal (Chapter House) mit Mittelstütze und Flechtrippengewölbe angefügt, dann die Lady Chapel im Decorated Style, der auch die 1329 begonnene Gestaltung des Hochchors bestimmt; Ruinen des mittelalterlichen Bischofspalastes. Die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende, spätgotisch umgestaltete Pfarrkirche Saint Cuthbert erhielt um 1420 einen Turm im Perpendicular Style.
 
Geschichte:
 
Wells war in angelsächsischer Zeit eine der bedeutendsten Städte des Königreichs Wessex. 909 wurde es Bischofssitz (1088 nach Bath verlegt).
 
II
Wells
 
[welz], H. G. (Herbert George), englischer Schriftsteller, * Bromley (heute zu London) 21. 9. 1866, ✝ London 13. 8. 1946. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war Wells zunächst Hilfslehrer, später Journalist und freier Schriftsteller. Mit seinen zahlreichen wissenschaftlichen Abenteuerromanen, deren frühester (»The time machine«, 1895; deutsch »Die Zeitmaschine«; verfilmt) ihn bekannt machte, ist Wells ein Mitbegründer der modernen Sciencefiction. Von J. Verne unterscheidet Wells der gesellschaftskritische Ansatz; Thesenhaftigkeit ist neben autobiographischen Bezügen ein Kennzeichen seines literarischen Schaffens. Sein anfangs von Pessimismus geprägtes Bemühen, neue Ideen und wissenschaftliche Erkenntnisse (wie die seines Lehrers, des Darwinisten T. H. Huxley) zu vermitteln, fand Niederschlag in der Schrift »A modern Utopia« (1904; deutsch »Jenseits des Sirius«), die den Entwurf eines von einer altruistischen Elite regierten Weltstaates bietet. 1903-08 war Wells Mitglied der Fabian Society, die er nach Auseinandersetzungen mit G. B. Shaw u. a. wieder verließ; aus dem Marxisten wurde ein undogmatischer Pazifist und Sozialist. Seine Reformbestrebungen wurden auch deutlich in einer Reihe sozialkritischer, aus der beengten Perspektive des Kleinbürgertums erzählter Romane (»Kipps«, 1905, deutsch; »Tono-Bungay«, 1908, deutsch), deren Humor ihm den Ruf eintrug, ein Nachfolger C. Dickens' zu sein. In einer berühmt gewordenen literarischen Kontroverse mit H. James setzte sich Wells vehement für eine sozial engagierte Literatur ein. Die beiden Weltkriege erweckten in Wells, der als Journalist (er interviewte Stalin und F. D. Roosevelt) und Präsident des PEN-Clubs aktiv die Umsetzung politischer Ideale wie der des Völkerbunds betrieb, erneut einen tiefen Pessimismus. Sein letztes Werk, »Mind at the end of its tether« (1945; deutsch »Der Geist am Ende seiner Möglichkeiten«), ist geprägt von düsterem Nihilismus.
 
Weitere Werke: Romane: The island of Dr. Moreau (1896; deutsch Dr. Moreaus Insel); The invisible man (1897; deutsch Der Unsichtbare); The war of the worlds (1898; deutsch Der Krieg der Welten); Love and Mr. Lewisham (1899); The first men in the moon (1901; deutsch Die ersten Menschen im Mond); The food of the gods and how it came to earth (1904; deutsch Die Riesen kommen!); Ann Veronica (1909); The history of Mr. Polly (1909); The scientific romances (1933).
 
Schriften: The outline of history, 2 Bände (1919-20; deutsch Die Geschichte unserer Welt); Men like gods (1923; deutsch Menschen Göttern gleich).
 
Kurzgeschichten: The short stories (1927).
 
Autobiographie: Experiment in autobiography, 2 Bände (1934).
 
Ausgaben: Works, 28 Bände (1924-27).
 
Gesammelte Werke in Einzelausgaben, 9 Bände (1927-33); The correspondence, herausgegeben von David C. Smith, 4 Bände (1998).
 
Literatur:
 
B. Bergonzi: The early H. G. W. (Neuausg. Manchester 1969);
 P. Parrinder: H. G. W. (Edinburgh 1970);
 Bruno Schultze: H. G. W. u. der Erste Weltkrieg (1971);
 
H. G. W. The critical heritage, hg. v. P. Parrinder (London 1972, Nachdr. ebd. 1997);
 
H. G. W. and modern science fiction, hg. v. D. Suvin u. a. (ebd. 1977);
 J. R. Hammond: An H. G. W. companion (ebd. 1979);
 J. Batchelor: H. G. W. (Cambridge 1985);
 B. Murray: H. G. W. (New York 1990);
 M. Coren: The invisible man. The life and liberties of H. G. W. (London 1993).

Universal-Lexikon. 2012.