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Upanishaden
Upanishaden
 
[-ʃ-; Sanskrit upaniṣad »das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen« (bei einem Lehrer)], Singular Upanishạd die, -, philosophisch-theologische Abhandlungen des Brahmanismus in Prosa und Versen am Ende der Veden (Veda). Die älteren, im spätved. Sanskrit verfassten Upanishaden wie die »Bradaranyaka-U.« und die »Chandogya-U.« bilden oft Teile von Brahmanas oder Aranyakas und sind vermutlich 800-600 v. Chr. entstanden. Zusammen mit den mittleren und den jüngeren Upanishaden ergibt sich die traditionelle Zahl von 108 Upanishaden. Sie behandeln den Ursprung der Welt, den Geburtenkreislauf (Samsara), das Wirken der Tatenvergeltung (Karma) und die Erlösung (Nirvana). Dabei werden Leben und Sterben mit dem Kreislauf des Wassers verglichen. Andere Spekulationen sehen im Atem die wichtigste Lebenskraft oder entwickeln aus der Lehre vom alles durchdringenden Feuer ein System, in dem die Erkenntnis der Einheit der Individualseele (Atman) mit der Weltseele (Brahman) zur Erlösung führt. Aus einer weiterführenden Umdeutung dieser Gedanken ging die Philosophie des Vedanta (u. a. bei Shankara) hervor. - Die Upanishaden wurden wegen der Vielfalt ihrer Lehren zu einer wesentlichen Grundlage der späteren indischen Philosophie und wirkten auch auf das Abendland (u. a. auf die Neuplatoniker, die mittelalterliche Mystik, im 19. Jahrhundert auf A. Schopenhauer).
 
Ausgaben: Sechzig Upanishad's des Veda, übersetzt von P. Deussen (1897, Nachdruck 1980); Upanischaden, übersetzt von P. Thieme (1966, Nachdruck 1985); Älteste indische Dichtung und Prosa, herausgegeben von K. Mylius (Neuausgabe 1981); Upanishaden. Die Geheimlehre der Inder, übersetzt und herausgegeben von A. Hillebrandt (121996); Die Weisheit der Upanishaden. Klassiker indischer Spiritualität, übersetzt und herausgegeben von H. G. Türstig (1996).
 
Literatur:
 
E. Frauwallner: Gesch. der ind. Philosophie, Bd. 1 (Salzburg 1953);
 E. Hanefeld: Philosoph. Haupttexte der älteren Upaniṣaden (1976).

Universal-Lexikon. 2012.