Stẹnsen,
Niels, lateinisch Nicolaus Steno, Nicolaus Stenonis, dänischer Anatom, Naturforscher und katholischer Bischof, * Kopenhagen 11. 1. 1638, ✝ Schwerin 5. 12. 1686; studierte Medizin in Kopenhagen, hielt sich 1660-64 für anatomische Forschungen in Amsterdam und Leiden sowie am Hof des Großherzogs der Toskana in Florenz auf und betrieb embryologische, paläontologische, geologische und mineralogische Studien in Italien. Trotz seines Übertritts zum Katholizismus (1667) wurde Stensen königlicher Anatom in Kopenhagen. 1675 zum Priester, 1677 zum Bischof geweiht, wirkte er bis zu seinem Lebensende u. a. als Apostolischer Vikar in den Nordischen Missionen, besonders in Hannover, Münster und Schwerin. - 1988 wurde Stensen selig gesprochen (Tag: 25. 11.).
Auf naturwissenschaftlichem Gebiet gelangen Stensen bahnbrechende Forschungen. Er entdeckte den Ausgang der Ohrspeicheldrüse (»Ductus Stenonianus«), umschrieb korrekt die Funktion des Tränenkanals, der Eierstöcke und die des Herzens als eines Hohlmuskels (z. B. in »De musculis et glandulis observationum specimen«, 1664) und brachte mit seinem »Discours sur l'anatomie du cerveau« (gedruckt 1669) die Hirnanatomie entscheidend voran. Stensen ist einer der Begründer der Geologie und Paläontologie. In seiner Schrift »De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus« (1669; deutsch »Das Feste im Festen«) beschrieb er die Entstehung der Sedimentgesteine durch Ablagerung (in Wasser) und ihre ursprünglich horizontale Lagerung. Auch formulierte er hier als Erster das Grundgesetz der Stratigraphie (obere Schichten jünger als untere), das er an sechs Profilen durch die Toskana veranschaulichte, und das Gesetz der Winkelkonstanz der Kristallflächen (stenosche Regel). Außerdem wies er die organische Herkunft der Fossilien nach.
Ausgaben: Opera philosophica, herausgegeben von V. Maar, 2 Bände (1910); Opera theologica, herausgegeben von K. Larsen u. a., 2 Bände (21944-47); Epistolae, herausgegeben von G. Scherz, 2 Bände (1952).
G. Scherz: N. S. (1964);
H. Wieh: N. S. (1988);
E. M. Wicklein: Nicolaus Steno nach seiner Konversion im Jahre 1667 (1992).
Universal-Lexikon. 2012.