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Rote Kapelle
Rote Kapẹlle,
 
von der Gestapo beziehungsweise der deutschen Abwehr geprägte Bezeichnung für eine der größten deutschen Widerstandsorganisationen mit Schwerpunkten in Berlin und Hamburg, die besonders im Zweiten Weltkrieg nach dem deutschen Angriff auf die UdSSR (22. 6. 1941 aktiv wurde. Als Oberst des sowjetischen Geheimdienstes baute der polnische Kommunist jüdischer Herkunft Leopold Trepper (* 1904, ✝ 1982) ab 1938 in Brüssel und Paris ein Netz sowjetischer Spionageorganisationen auf. Nach dem Zusammenschluss der seit 1932/33 bestehenden Gruppe um den Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium Arvid Harnack (* 1901, hingerichtet 1942) und seiner Frau Mildred (* 1902, hingerichtet 1943) mit dem etwa seit 1934/35 bestehenden Kreis um den Oberleutnant im Reichsluftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen (* 1909, hingerichtet 1942) zur Schulze-Boysen/Harnack-Organisation (1940), die über 100 Mitglieder unterschiedlicher Herkunft, Weltanschauung, politische Überzeugung und Konfession umfasste, nahm diese Kontakt zu dem in Westeuropa agierenden Ring um Trepper auf und trennte ab 1941 nicht mehr direkt zwischen Spionage (Funkverkehr mit sowjetischen Agenten) und Untergrund (Flugblätter und -schriften, illegale Zeitung »Die innere Front« u. a.). Ziel dieses Widerstandsnetzes war es, den Zusammenbruch der NS-Herrschaft zu beschleunigen, die militärische Schwächung Deutschlands durch Weitergabe wichtiger Informationen an verschiedene Nachrichtendienste (v. a. den sowjetischen Geheimdienst) von innen zu betreiben, die deutsche Eigenstaatlichkeit zu sichern und schließlich angesichts des Holocausts den Krieg sofort zu beenden. Nach sechswöchiger Überwachung wurde die R. K. von der Gestapo zerschlagen (zwischen Ende August 1942 und Frühjahr 1943); neben 126 Mitglieder der Roten Kapelle wurden insgesamt etwa 600 Personen verhaftet (u. a. A. Grimme, G. Weisenborn) sowie fast 60 hingerichtet (u. a. auch Erika Gräfin Brockdorff, * 1911, ✝ 1943; Hans Coppi, * 1916, ✝ 1942, und Adam Kuckhoff). - Die Rolle der Roten Kapelle und ihre Bedeutung für die Widerstandsbewegung sind umstritten. Seit 1990 zugängliche Akten belegen jedoch den eigenständigen Beitrag zum Widerstand im Innern Deutschlands.
 
Literatur:
 
Das Geheimnis der R. K., hg. v. G. Sudholt (a. d. Amerikan., 21979);
 G. Perrault: Auf den Spuren der R. K. (a. d. Frz., Neuausg. Wien 1994);
 L. Trepper: Die Wahrheit. Autobiogr. des »Grand Chef« der R. K. (a. d. Frz., Neuausg. 1995).

Universal-Lexikon. 2012.