Péguy
[pe'gi], Charles Pierre, französischer Schriftsteller, * Orléans 7. 1. 1873, ✝ (gefallen) Le Plessis-l'Évêque (Département Seine-et-Marne) 5. 9. 1914; Schüler H. Bergsons, stand in der Dreyfusaffäre aufseiten der republikanisch-demokratischen Linken und war Vertreter eines im Sinne einer Menschheitsreligion verstandenen Sozialismus. 1900 begründete er die »Cahiers de la Quinzaine«, die bedeutendste literarisch-politische Zeitschrift Frankreichs vor dem Ersten Weltkrieg, die er bis zu seinem Tod leitete. Unter dem Eindruck der Marokkokrise und der Algeciras-Konferenz bezog er Position gegen den Geist des Positivismus und des wissenschaftlichen Sozialismus; er wandte sich einem katholisch-mystischen Traditionalismus (seit 1908 bekannte er sich wieder zum Katholizismus) und Nationalismus zu, blieb aber ein Gegner jedes Klerikalismus. Seine epischen, durch litaneiartige Wiederholungen charakterisierten Versdichtungen sind von meditativer Spiritualität getragen. Péguy war einer der bedeutendsten Vertreter des Renouveau Catholique; er trat auch mit zeitkritischen Essays hervor.
Werke: Versdichtung: Le mystère de la charité de Jeanne d'Arc (1910; deutsch Das Mysterium der Erbarmung); Le porche du mystère de la deuxième vertu (1911; deutsch Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung, auch unter dem Titel Das Mysterium der Hoffnung); Le mystère des saints innocents (1912; deutsch Das Mysterium der unschuldigen Kinder); Ève (1913); La tapisserie de Notre Dame (1913).
Drama: Jeanne d'Arc (1897).
Ausgaben: Les œuvres posthumes, herausgegeben von J. Viard (1969); Œuvres complètes, 10 Bände (Neuausgabe 1974); Œuvres poétiques complètes, herausgegeben von M. Péguy (Neuausgabe 1984); Œuvres en prose complètes, herausgegeben von R. Burac, 3 Bände (1987-92).
J. Delaporte: Connaissance de P., 2 Bde. (ebd. 1944);
R. Rolland: P. (a. d. Frz., 1951);
B. Guyon: P. (Neuausg. Paris 1973);
H. Guillemin: C. P. (ebd. 1981);
R. Burac: C. P., la révolution et la grâce (ebd. 1994).
Universal-Lexikon. 2012.