Memelgebiet,
Memelland, der nördlich der Memel und des Ruß gelegene Teil Ostpreußens, heute zu Litauen, 2 830 km2, mit (1938) 153 000 Einwohner, auch als Klein-Litauen bezeichnet. Das Memelgebiet musste im Versailler Vertrag (28. 6. 1919) von Deutschland ohne Volksabstimmung an die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs abgetreten werden. Am 16. 2. 1920 übernahm Frankreich im Namen dieser Mächte seine Verwaltung. Am 10. 1. 1923 besetzten litauische Freischärler das Memelgebiet. Die Alliierten überließen in der »Konvention über das Memelgebiet« (8. 5. 1924 Litauen die Souveränität über das Memelgebiet. Mit der Konvention erkannte Litauen zugleich das von der alliierten Botschafterkonferenz ausgearbeitete »Memelstatut« (14. 3. 1924 an, das dem Memelgebiet Autonomie gewährte. Es kam häufig zu Spannungen zwischen dem Landtag, der überwiegend von deutsch orientierten Parteien beherrscht war, und dem Gouverneur, der im Memelgebiet die litauische Regierung vertrat. 1926-38 galt infolge der Konflikte, die sich nach Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland noch verstärkten, der Belagerungszustand. Am 22. 3. 1939 musste Litauen das Memelgebiet an Deutschland zurückgeben (Wiedereingliederung in die preußische Provinz Ostpreußen). 1944/45 verließen etwa 90 % der Memeldeutschen ihre Heimat. Nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde das Memelgebiet am 7. 4. 1948 in die Litauische SSR (heute Litauische Republik) eingegliedert.
G. H. Gornig: Das Memelland. Gestern u. heute (1991).
Universal-Lexikon. 2012.