Lọcus
[lateinisch »Ort»] der, -/...ci, in der älteren Logik und Rhetorik Fundstätte für Beweise oder für die thematische Stoffsammlung; Locus (griechisch tópos) bezeichnet, ausgehend von der Topik und Rhetorik des Aristoteles, einen allgemeinen Satz oder eine Regel, die der Auffindung von Argumenten zur Beweisführung oder Begründung dient (z. B. für die Frage des Wünschenswerten: Bei gleichwertigen Alternativen ist vorzuziehen, was mit größerem Gut verbunden ist). - Loci communes waren in der Rhetorik Gesichtspunkte zur Auffindung und Gliederung des Stoffes. In der Theologie des 16. Jahrhunderts lassen sich zwei Hauptrichtungen dieser Methodik unterscheiden: die Stoffgliederung nach inhaltlichen Merkmalen (Sünde, Gesetz, Gnade, Rechtfertigung u. a.) in den »Loci communes« P. Melanchthons, die v. a. in der protestantischen Theologie wirksam wurde, und jene nach formalen Kriterien in der katholischen Theologie, die auf Melchior Canos Werk »De Locis theologicis« (gedruckt 1563) zurückgeht; die Erkenntnisquellen der Theologie sind hiernach: Offenbarung in der Schrift, das kirchliche Lehramt u. a. - C. M. Wieland bezeichnet mit seiner Übersetzung von Locus communis als Gemeinplatz schließlich das Absinken des ursprünglichen Wortinhaltes. - Locus classicus bezeichnet eine Haupt- oder Beweisstelle aus einem Buch.
Universal-Lexikon. 2012.