Akademik

Kallimachos
I
Kallimachos,
 
griechisch Kallịmachos, griechischer Bildhauer, Goldschmied, Toreut und Maler des ausgehenden 5. Jahrhunderts v. Chr.; Schüler des Phidias. Antike Autoren schreiben ihm u. a. die goldene Lampe des Erechtheions, eine sitzende Hera und tanzende Mädchen (offenbar Vorbild für in Kopien erhaltene neuattische Reliefs) zu; würde dies zutreffen, ist von seiner Hand das Bronzeoriginal der angeblich in Fréjus (oder in Neapel) gefundenen Marmoraphrodite (auch »Venus Genetrix« genannt) in Paris (Louvre), die Statue in Athen (Agoramuseum) im reichen Gewandstil sowie das um 420-410 anzusetzende Original des Reliefs mit Orpheus und Eurydike. Kallimachos galt als Erfinder des korinthischen Kapitells.
 
Literatur:
 
B. Vierneisel-Schlörb: Klass. Skulpturen des 5. u. 4. Jh. v. Chr. (1979).
II
Kallimachos,
 
griechisch Kallịmachos, griechischer Gelehrter und Dichter, * etwa 305 v. Chr., ✝ etwa 240 v. Chr.; aus altem Adel zu Kyrene in Libyen, lebte anfangs in Alexandria als Lehrer in ärmlichen Verhältnissen, kam jedoch bald in Beziehung zum Hof und stellte für Ptolemaios II. Philadelphos den 120 Buchrollen umfassenden Katalog (»Pinakes«) der Alexandrinischen Bibliothek zusammen, eine Grundlage für die griechische Literaturgeschichte. Daneben verfasste er zahlreiche, seine vielseitigen Interessen belegende Werke (u. a. »Seltsamkeiten aus aller Welt«). Von seinen Dichtungen sind nur sechs Götterhymnen und 58 geschliffene Epigramme (zum Teil erotischen Inhalts) erhalten; durch Papyrusfunde werden immer neue Fragmente seiner weiteren Dichtungen bekannt, z. B. der vier in Distichen verfassten Bücher der »Aitia« (Sagen, die die »Ursachen« bestehender Kulte und Bräuche erzählen, darunter die Erzählung von Akontios und Kydippe). Kallimachos' »Jamben« hatten überwiegend zeit- und literaturkritischen Charakter; das Epyllion »Hekale« stellt ein Muster für das ausgefeilte Kleinepos dar. Ein höfisches Gedicht, die »Locke der Berenike«, wurde von Catull ins Lateinische übertragen. Kallimachos galt den römischen Dichtern (besonders Properz und Ovid) als Vorbild in der hellenistischen Literatur.
 
Ausgaben: Callimachus, herausgegeben von R. Pfeiffer, 2 Bände (1949-53); Die Dichtungen des Kallimachos. Auswahltext und Übersetzung, herausgegeben von E. Howald u. a. (1955); Kallimachos, herausgegeben von A. D. Skiadas (1975).
 
Literatur:
 
R. Pfeiffer: K.-Studien (1922);
 U. von Wilamowitz-Moellendorff: Hellenist. Dichtung in der Zeit des K., 2 Bde. (Zürich 31973);
 R. Blum: K. u. die Lit.-Verzeichnung bei den Griechen (1977).

Universal-Lexikon. 2012.