Johannes von Tepl,
Johannes von Saaz, Schriftsteller, * Šitboř oder Tepl (heute Teplá, Westböhmisches Gebiet) Mitte des 14. Jahrhunderts, ✝ Prag 1414; nannte sich nach seinem Vater Henslinus auch Johannes (Henslini) de Sitbor. Er besuchte zwischen 1360 und 1370 die Klosterschule in Tepl, war 1378-1411 Stadtschreiber in Saaz (heute Žatec, Nordböhmisches Gebiet), seit 1383 auch Schulrektor, und kam 1411 als Stadtschreiber (Protonotar) in die Prager Neustadt. Umstritten ist die Beziehung zwischen seiner Biographie und seinem Werk, dem berühmten Streitgespräch zwischen dem personifizierten Tod und dem Ackermann, »Der Ackermann aus Böhmen«, der bedeutendsten deutschen Prosadichtung des Spätmittelalters. Der Sterbetag seiner Frau Margret am 1. 8. 1400 gibt den persönlichen Anlass, der in der Form einer scholastischen Disputation zur allgemeinen Sinnproblematik ausgeweitet wird. Die Kunstmittel der lateinischen Rhetorik, die Traditionen der mittelalterlichen Streitgespräche und der von Johannes von Neumarkt geschaffene Stil einer deutschen Kunstprosa bilden die Grundlage für das Werk, dessen Deutung sowohl in der geistesgeschichtlichen Orientierung (italienischer Frühhumanismus gegen lebensfeindliches Mittelalter oder Entfaltung mittelalterlicher theologischer Motive) als auch in der Intention (Stilübung, Musterprozess oder weltanschauliche Erkenntnis) bis heute umstritten ist. Der »Ackermann« ist in 16 Handschriften und 17 Drucken (1400-1547) überliefert, ein tschechisches Gegenstück »Tkadleček« (»Das Weberlein«) stammt vielleicht von Johannes selbst.
Ausgaben: Der Ackermann aus Böhmen, herausgegeben von G. Jungbluth, 2 Bände (1969-83); Der Ackermann aus Böhmen, herausgegeben von F. Genzmer (Neuausgabe 1978); Der Ackermann, herausgegeben von W. Krogmann (41978).
G. Hahn: Der Ackermann aus Böhmen des J. v. T. (1984).
Universal-Lexikon. 2012.