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Exempel
Vorzeigebeispiel; Musterbeispiel; Paradebeispiel; Beispiel

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Ex|ẹm|pel 〈n. 13
1. 〈geh.〉 (warnendes) Beispiel
2. 〈veraltet〉 Aufgabe, Rechenaufgabe
● ein \Exempel statuieren ein abschreckendes Beispiel geben; die Probe aufs \Exempel machen die Richtigkeit einer Annahme, Behauptung durch Probieren nachweisen; etwas zum \Exempel nehmen als Beispiel anführen [<lat. exemplum „Beispiel“]

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Ex|ẹm|pel, das; -s, - [mhd. exempel < lat. exemplum, eigtl. = das (als Muster) Herausgenommene, Herausgegriffene, zu: eximere (2. Part.: exemptum), eximieren]:
1. (bildungsspr. veraltend) [Lehr]beispiel:
nimm dir an deinem Bruder, an seinem Vorgehen ein E.;
etw. zum E. nehmen;
ein E. [an jmdm., mit etw.] statuieren (durch drastisches Vorgehen in einem Einzelfall ein abschreckendes Beispiel aufstellen; nach lat. exemplum statuere).
2. (veraltet) Rechenaufgabe (als Übungsbeispiel):
jmdm. ein E. aufgeben;
ein E. lösen;
die Probe aufs E. machen (etw. durch Ausprobieren am praktischen Fall auf seine Richtigkeit prüfen).

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Exẹmpel
 
[lateinisch, eigentlich »das (aus verschiedenen gleichartigen Dingen als Muster) Herausgegriffene«] das, -s/-,  
 1) allgemein: (Lehr-)Beispiel, Muster; Lehre; ein Exempel statuieren, eine beispielhafte, warnende Strafe vollziehen.
 
 2) Literaturwissenschaft: Exẹmplum, zunächst in der antiken Rhetorik 1) ein kurzer Bericht von bestimmten Taten oder Leistungen, eingeschoben u. a. in eine Rede als positiver oder negativer Beleg (Paradigma) für eine besondere Eigenschaft; 2) die Berufung auf eine Gestalt aus Mythos, Sage, Geschichte, für die eine spezifische Eigenschaft oder Verhaltensweise typisch ist (Beispielfigur). - Exempelsammlungen gab es schon in der Antike. Besonders beliebt war das Exempel im Mittelalter in didaktischen, auch epischen Werken und v. a. in Predigten (Predigtmärlein). Als Exempel wurden zur moralischen oder religiösen Belehrung und Veranschaulichung kurze Erzählformen herangezogen wie Anekdote, Fabel, Parabel, Legende, oft mit einer praktischen Nutzanwendung am Schluss. Die Stoffe für die Exempel stammten aus allen Wissens- und Erfahrungsgebieten, aus der Bibel (Gleichnisse), der antiken Literatur, aus theologischen, hagiographischen Schriften, aus der historischen und volkstümlichen Überlieferung und der Naturkunde. Die Bedeutung des Exempels für die mittelalterliche Literatur zeigen zahlreiche, zum Teil recht umfangreiche Exempelsammlungen (Petrus Alfonsi: »Disciplina clericalis«, um 1100; Caesarius von Heisterbach: »Dialogus miraculorum«, 1219-23; »Proprietates rerum moralitate«, Ende des 13. Jahrhunderts; »Liber exemplorum de Durham«, um 1275; Stephan von Bourbon: »Tractatus de diversis materiis praedicabilibus«, Mitte des 13. Jahrhunderts). Zu Fundgruben wurden auch reich mit Exempeln ausgestattete Predigtsammlungen (z. B. die »Sermones de tempore« und »Sermones vulgares«, 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, des Jakob von Vitry) sowie Chroniken und Geschichtenbücher wie die »Gesta Romanorum« (13./14. Jahrhundert), in der viele Typen des Exempels ihre endgültige Form fanden. Im 14. Jahrhundert wurden allegorisierende moralische Exempel beliebt. Die mittelalterlichen Exempel blieben bis zum Barocks lebendig. Es entstanden sogar neue Sammlungen (»Schauplätze«), so u. a. durch P. Lauremberg, G. P. Harsdörffer, H. A. von Ziegler und Kliphausen. Zur literarischen Gattung wurde das Exempel ausgebildet im mittelhochdeutschen Bispel (Beispiel).
 
Literatur:
 
Jb. für Volkskunde, Jg. 5 (1982);
 
E. u. E.-Sammlungen, hg. v. W. Haug u. B. Wachinger (1991).
 

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Exẹm|pel, das; -s, - [mhd. exempel < lat. exemplum, eigtl. = das (als Muster) Herausgenommene, Herausgegriffene, zu: eximere (2. Part.: exemptum), ↑eximieren]: 1. (bildungsspr. veraltend) [Lehr]beispiel: diese Komposition ist ein E. der Zwölftontechnik; ein E. für etw. liefern, aufstellen; sich <Dativ> ein E. an jmdm., etw. nehmen; etw. zum E. nehmen; als der Film die Figuren ... zum E. degradierte, da verlor er an Überzeugungskraft (Saarbr. Zeitung 10. 7. 80, 7); *ein E. [an jmdm., mit etw.] statuieren (durch drastisches Vorgehen in einem Einzelfall ein abschreckendes Beispiel aufstellen; nach lat. exemplum statuere): dass er vorhabe, den Besitzer der Reederei in Haft zu nehmen, um ein E. zu statuieren (Prodöhl, Tod 224); zum E. (veraltend; zum Beispiel). 2. (veraltet) Rechenaufgabe (als Übungsbeispiel), Rechenexempel: jmdm. ein E. aufgeben; ein E. lösen; *die Probe aufs E. machen (etw. durch Ausprobieren am praktischen Fall auf seine Richtigkeit prüfen).

Universal-Lexikon. 2012.