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Französisch-Guayana
Französisch-Guayana,
 
amtlich französisch Guyane Française [gɥi'jan frã'sɛːz], Übersee-Département Frankreichs an der Nordostküste Südamerikas, zwischen Surinam im Westen (Grenzfluss Maroni) und Brasilien im Osten und Süden, unterteilt in die Verwaltungsbezirke Cayenne und Saint-Laurent-du-Maroni sowie 21 Kommunen, 83 534 km2, (2000) 173 000 Einwohner; Hauptstadt ist Cayenne.
 
Französisch-Guayana gehört größtenteils zum Bergland von Guayana, das hier, von vielen Flüssen stark zerschnitten, nur noch Höhen bis 700 m über dem Meeresspiegel erreicht. Der bis 40 km breiten Küstenebene sind die Îles du Salut, zu denen die Teufelsinsel gehört, vorgelagert. Etwa 90 % der Fläche sind von tropischem Regenwald bedeckt, an der Küste sind Mangrovesümpfe verbreitet. Landwirtschaftlich genutzt werden rd. 22 000 ha. Das Klima ist tropisch, mit jährlichen Niederschlagsmengen von 2 000 bis 3 800 mm (Cayenne). Von der Bevölkerung, die überwiegend aus Kreolen (Mischlinge) und einer schwarzen sowie weißen Minderheit besteht, lebt fast die Hälfte in der Hauptstadt. Die schnelle Zunahme der Bevölkerung (1985-95: 5,4 % pro Jahr) erklärt sich aus Einwanderung und hohem natürlichem Zuwachs. Es gibt eine geringe Zahl von Indianern an der Küste und im Landesinnern sowie Maron (Buschneger) am Maroni. Amtssprache ist Französisch, Umgangssprache eine französische Kreolensprache (Patois); die Bevölkerung ist zu 74 % römisch-katholisch. In der Wirtschaft spielen neben der unzureichend entwickelten Landwirtschaft für den Eigenbedarf (vorwiegend Reis und Maniok) lediglich der Zuckerrohranbau (im Küstentiefland; Verarbeitung zu Rum), die Krabbenfischerei (für den nordamerikanischen Markt) und der Holzeinschlag eine gewisse Rolle. Der Holzreichtum (besonders Harthölzer) und die Bodenschätze (Bauxit, Gold) werden noch wenig genutzt. Die Handelsbilanz ist stark defizitär; 41 % des Exportes sind Krabben u. a. Meeresprodukte. Nordwestlich von Cayenne entstand seit 1967 Kourou (13 900 Einwohner) als Sitz des französischen Raumforschungszentrums, der European Space Agency (ESA) und einer Raketenabschussbasis. Neben dem internationalen Flughafen Rochambeau bei Cayenne gibt es sieben weitere Flugplätze. Die Straßenverbindungen (rd. 700 km) konzentrieren sich auf den Küstenbereich; das weitgehend menschenleere Landesinnere ist kaum erschlossen. - Die Küste von Guayana wurde 1599 von dem Spanier A. de Hojeda entdeckt; 1604 gründeten französischen Siedler Cayenne. Nach wechselnden Besitzverhältnissen kam Französisch-Guayana 1816 (Vertrag von London) endgültig in französischen Besitz; ab 1852/54 Sträflingskolonie (Teufelsinsel, Cayenne; letzte Deportation 1938). 1946 wurde Französisch-Guayana französisches Überseedépartement.
 
Literatur:
 
K. Berberich u. H.-J. von Maydell: Voraussetzungen u. Entwicklungsmöglichkeiten der Holzwirtschaft in Guayana, Surinam u. F.-G. (1970);
 J.-C. Giacottino: Les Guyanes (Paris 1984);
 J. Pfennig u. K. Ziemer: F.-G. in: Hb. der Dritten Welt, Bd. 3 (31992, Nachdr.1995).
 

Universal-Lexikon. 2012.