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Celle
Cẹlle,
 
1) Stadt in Niedersachsen, an der Aller, am Südrand der Lüneburger Heide, 73 900 Einwohner; Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Celle, OLG, Landessozialgericht, Bergamt u. a. wichtige Behörden; Deutscher Management Akademie, Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren, Niedersächsisches Institut für Bienenforschung mit Imkerschule, Institut für Kleintierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Niedersächsisches Landesgestüt (jährlich Hengstparaden); Bomann-Museum (niedersächsische Volkskunde), Stadtarchiv. Die Industrie umfasst Betriebe des Maschinenbaus, der Bohr- und Erdöltechnik, der Elektronik, der Nahrungsmittelherstellung, der Metall-, Holz- und Kunststoffverarbeitung, eine Druckfarbenfabrik sowie Musikinstrumentenbau. Garnison; Fremdenverkehr; Orchideenzucht.
 
Stadtbild:
 
Mit dem Schloss (Baubeginn 1292, zahlreiche Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert) und den Adelshäusern im französischen Barockstil hat die Stadt das Gepräge der Residenz bewahrt. Das Schloss beherbergt ein noch heute bespieltes Theater der Barockzeit (1674), das älteste Deutschlands (1935 neuzeitlich ausgestattet). Die Schlosskapelle hat eine einheitliche Renaissanceausstattung. Mit Rathaus, bestehend aus Altem Rathaus (1561-79 erweitert, der Nordgiebel in Weserrenaissanceformen) und Neuem Rathaus (1580 ff., klassizistische Fassade von 1785), evangelische Stadtkirche (1675-98 barock umgebaut; mit Fürstengräbern) und vielen Fachwerkhäusern (Hoppener Haus 1532, Lateinschule 1604) trägt Celle auch das Gesicht einer wohlhabenden Bürgerstadt. Celle ist reich an Grünanlagen (Französischer Garten nach 1671, Triftanlagen und Schlosspark aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts). O. Haesler schuf die Sozialsiedlungen »Italienischer Garten« (1924) und »Blumenlägerfeld« (1930/31) sowie die Altstädter Schule (1930).
 
Geschichte:
 
1292 gab Herzog Otto der Strenge (✝ 1330) von Braunschweig-Lüneburg Altencelle auf und ließ 3 km entfernt eine Siedlung anlegen. Die planmäßige rechteckige Neugründung lehnte sich an die bereits bestehende Burg an und erhielt 1301 Stadtrecht. Am Kreuzungspunkt von Heer- und Wasserstraße blühte Celle rasch auf und war nach 1371 bis 1705 Residenz des Fürstentums Lüneburg. Wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung wurde das Kornschifffahrtsmonopol von 1464. 1524 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1569 ging die Bedeutung der Allerschifffahrt zurück.
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Lüneburg, Niedersachsen, 1 545 km2, 181 400 Einwohner; in der südlichen Lüneburger Heide und im Aller-Urstromtal gelegen. Große Waldflächen (43 %) im Nordteil; das wirtschaftliche Schwergewicht liegt im Süden mit Celle 1). Aufgrund der Vorkommen von Erdöl, Kalisalzen und Kieselgur spielt der Bergbau eine wichtige Rolle. Die Erzeugung von Kartoffeln, Roggen und Gerste sowie die Grünlandwirtschaft erfolgt in überwiegend mittelbäuerlichen Betrieben; Saatzucht bei Bergen und Eschede; außerdem Forstwirtschaft.
 

Universal-Lexikon. 2012.