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Bentinck
Bẹntinck,
 
weit verzweigtes deutsch-niederländisch-englisches Adelsgeschlecht, zuerst 1304 in Geldern bezeugt, ab 1550 niederländische Freiherren. Hans Wilhelm von Bentinck erhielt 1689 den Titel eines Grafen von Portland. Sein ältester Sohn gründete die ältere Linie der Herzöge (seit 1716) von Portland, die infolge Heirat seit 1801 den Familiennamen Cavendish-Bentinck führt. Die jüngere Linie, 1732 zu Reichsgrafen erhoben, erheiratete 1733 die reichsunmittelbaren Herrschaften Kniphausen und Varel und teilte sich in eine westfälische und eine jüngere englische Linie. Wilhelm Gustav Friedrich von Bentinck (* 1762, ✝ 1835) erbte die oldenburgischen Fideikommissherrschaften und erreichte 1825 ihre Anerkennung als mediatisierte Herrschaften.
 
 1) Hans Wilhelm Baron von, Graf von Portland ['pɔːtlənd] (seit 1689), niederländisch-englischer Staatsmann, * Raalte 20. 7. 1649, ✝ Bulstrode Park (County Buckinghamshire) 23. 11. 1709; Freund Wilhelms III. von Oranien, verhandelte 1676 in England über die Heirat Wilhelms mit Maria, der Tochter des späteren Königs Jakob II. Bentinck kam 1688 mit Wilhelm nach England. Er nahm 1697 an den Friedensverhandlungen von Rijswijk teil und wurde zum außenpolitischen Berater des Königs beziehungsweise Statthalters. 1698 ging er als Gesandter nach Frankreich.
 
 2) Lord William George Frederick Cavendish-Bentinck ['kævəndɪʃ-], britischer Politiker, * Welbeck (County Nottinghamshire) 27. 2. 1802, ✝ ebenda 21. 9. 1848; trat 1828 als gemäßigter Whig ins Unterhaus ein, war seit 1834 Anhänger R. Peels. Als dieser die Politik des Freihandels verfocht, wurde Bentinck sein Gegner und neben B. Disraeli Führer der Schutzzollpolitiker.
 
 3) Lord William Henry Cavendish-Bentinck ['kævəndɪʃ-], britischer General und Staatsmann, * Bulstrode (County Buckinghamshire) 14. 9. 1774, ✝ Paris 17. 6. 1839; war 1803-07 Gouverneur von Madras und 1811 Führer britischer Hilfstruppen auf Sizilien. Bentinck zwang den dort lebenden König von Neapel, der Insel eine Verfassung nach britischem Vorbild zu geben. 1828-35 war er Generalgouverneur von Indien; er förderte Rechtspflege und Erziehung, verbot 1829 die Witwenverbrennung und unterdrückte die Mördersekte der Thug.
 
Literatur:
 
J. Rosselli: Lord W. B. The making of a liberal imperialist, 1774-1839 (London 1974);
 
The correspondence of Lord W. Cavendish B., Governor-General of India 1828-1835, hg. v. C. H. Philips, 2 Bde. (Oxford 1977).
 

Universal-Lexikon. 2012.