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Bennigsen
Bennigsen
 
['bɛnɪçsən],
 
 1) [-g-] Levin August Gottlieb, russisch Leontij Leontjewitsch Bennigsen Graf (seit 1813), russischer General, * Braunschweig 10. 2. 1745, ✝ Banteln (Landkreis Hildesheim) 3. 10. 1826; entstammt einer niedersächsischen Adelsfamilie, stand 1773-1818 als Offizier in russischen Diensten; war 1801 an der Ermordung des russischen Kaisers Paul I. beteiligt. Als Oberbefehlshaber der preußisch-russischen Truppen behauptete er sich in der Schlacht bei Preußisch Eylau (7./8. 2. 1807) gegen Napoleon I., wurde aber bei Friedland (14. 6. 1807 von den Franzosen besiegt. Bennigsen nahm 1812 als Generalstabschef M. I. Kutusows an der Schlacht bei Borodino teil und besiegte bei Tarutino am 18. 10. 1812 den französischen Marschall J. Murat; dann befehligte er die russische Reservearmee, die in der Völkerschlacht bei Leipzig durch ihr rechtzeitiges Eintreffen am 17. 10. 1813 den Sieg der Verbündeten über Napoleon I. sicherte.
 
 2) Rudolf von, Politiker, *Lüneburg 10. 7. 1824, ✝ Bennigsen (heute zu Springe) 7. 8. 1902; war 1854-56 Richter, 1859-67 Vorsitzender des neu gegründeten Deutschen Nationalvereins und trat seitdem entschieden für die deutsche Einigung unter der Führung Preußens ein. In der hannoverschen Zweiten Kammer, der er 1856-66 angehörte, führte er die liberale Opposition und suchte vor dem Deutschen Krieg 1866 vergeblich das Bündnis Hannovers mit Österreich zu verhindern. Nach der Annexion Hannovers (Oktober 1866) war Bennigsen 1867-83 Mitglied (1873-79 Präsident) des preußischen Abgeordnetenhauses, 1867-83 und 1887-98 Mitglied des Reichstags.. Als Vorsitzender der nationalliberalen Fraktion im Norddeutschen Reichstag (seit 1867) unterstützte er die Politik O. von Bismarcks. Nach der Reichsgründung 1871 nahm er als Führer der Nationalliberalen Partei maßgeblich Einfluss auf den Reichsausbau (1874 Festlegung der Heeresfriedensstärke auf sieben Jahre, 1876 Justizgesetzgebung). Die Schutzzollpolitik und die Sozialistengesetze leiteten 1878/79 den Bruch mit Bismarck ein. Dessen Wendung gegen die Nationalliberalen führte zur Spaltung der Partei, die Bennigsen nicht zu verhindern vermochte; als Konsequenz legte er 1883 seine Mandate nieder, 1887 übernahm er allerdings erneut den Vorsitz der Fraktion. 1888-98 war Bennigsen Oberpräsident der Provinz Hannover.
 
Literatur:
 
H. Oncken: R. v. B., 2 Bde. (1910).
 

Universal-Lexikon. 2012.