Bellini,
italienische Malerfamilie in Venedig:
1) Gentile, * Venedig um 1430, begraben ebenda 23. 2. 1507, Sohn von 3); Schüler und langjähriger Mitarbeiter seines Vaters, 1479-81 in Konstantinopel im Dienst Sultan Mehmeds II. Er schuf vielfigurige Legenden- und Zeremonienbilder und war auch als Porträtmaler und Zeichner tätig.
Werke: Porträt Mehmed II. (1480; London, National Gallery); Prozession auf dem Markusplatz (1496; Venedig, Galleria dell'Accademia); Wunder des heiligen Kreuzes (um 1500; ebenda).
J. Meyer zur Capellen: G. B. (1985).
2) Giovanni, genannt Giambellino [dʒam-], * Venedig zwischen 1430 und 1435, ✝ ebenda 29. 11. 1516, Sohn von 3); Schüler seines Vaters und seines Schwagers A. Mantegna in Padua, von dessen plastisch-zeichnerischen Stil er ausging. In seinen reifen Werken verbindet sich formklare Gestaltung mit malerisch-weicher Harmonie der Farbe. Er schuf zahlreiche Altarwerke, v. a. in dem von ihm zu klassischer Vollendung entwickelten Typus der Sacra conversazione, ferner kleinere Andachtstafeln (besonders Madonnenbilder und Bildnisse). Er war der Hauptmeister der venezianischen Malerei der Frührenaissance, aus dessen Werkstatt viele Schüler hervorgingen.
Werke: Beweinung (um 1470; Mailand, Brera); Verklärung Christi (um 1480; Neapel, Galleria Nazionale di Capodimonte); Marientriptychon (1488; Venedig, Frari-Kirche); Heilige Allegorie (1502; Florenz, Uffizien); Doge Leonardo Loredan (um 1501-05; London, National Gallery); Sacra Conversazione (1505; Venedig, San Zaccaria); Götterbacchanal (1514; Washington, National Gallery).
F. Heinemann: G. B. e i Belliniani, 2 Bde. u. Suppl.-Bd. (Venedig 1962-91);
G. Robertson: G. B. (London 1968);
L'opera completa di G. B., hg. v. R. Ghiotto (Mailand 1969);
N. Huse: Studien zu G. B. (1972);
3) Jacopo, * Venedig um 1400, ✝ ebenda zwischen 7. 1. 1470 und 24. 11. 1471, Vater von 1) und 2); Schüler von Gentile da Fabriano. Von seinen der Tradition des 14. Jahrhunderts folgenden Fresken ist der größte Teil verloren. Erhalten sind Tafelbilder (Christus am Kreuz; Verona, Museo di Castelvecchio), Madonnenbilder und Handzeichnungen (zum Teil wohl auch von seinen Söhnen; etwa 230 Blätter in zwei Sammelbänden, 30/40er-Jahre des 15. Jahrhunderts, Paris, Louvre; 50/60er-Jahre des 15. Jahrhunderts, London, Britisches Museum), darunter viele Architekturdarstellungen.
Corpus der ital. Zeichnungen 1300-1450, hg. v. B. Degenhart, Annegrit Schmitt u. a., Tl. II: Venedig, Bde. 5-8: J. B. (1990).
Bellini,
Vincenzo, italienischer Komponist, * Catania 3. 11. 1801, ✝ Puteaux (bei Paris) 23. 9. 1835; studierte am Konservatorium in Neapel. Die Oper »Bianca e Fernando« (1826) öffnete ihm den Weg an die Mailänder Scala. Seit 1833 lebte er in Paris. Seine Opern, v. a. »La sonnambula« (1831; deutsch »Die Nachtwandlerin«), »Norma« (1831) und »I Puritani« (1835; deutsch »Die Puritaner«) beherrschten mit denen G. Rossinis und G. Donizettis mehr als zwei Jahrzehnte das Opernrepertoire. Bellini bereicherte die Oper um neuartige, subjektive Ausdrucksformen. Sein lyrisch-dramatischer Stil, der noch G. Verdi und R. Wagner beeinflusste, wird zum Mittel der Darstellung leidenschaftlicher und gegensätzlicher Stimmungen, wobei die unmittelbare Beziehung der Musik auf den Text eine bedeutende Rolle spielt.
M. R. Adamo: V. B.. .. (Turin 1981);
G. Tintori: B. (Mailand 1983);
Universal-Lexikon. 2012.