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Bartholomäusnacht
Bartholomäusnacht,
 
die Nacht zum 24. 8. (Bartholomäustag) 1572, auch Pariser Bluthochzeit genannt. Die Heirat des hugenottischen Königs Heinrich von Navarra, des späteren Heinrich IV. von Frankreich, mit Margarete (Margot), der Schwester des französischen Königs Karl IX. (18. 8.), sollte die Religionsparteien in Frankreich aussöhnen. Der hugenottische Adel Frankreichs war in Paris zusammengekommen, um an der Hochzeitsfeier teilzunehmen. Admiral G. de Coligny, das politische Haupt der Hugenotten, besaß großen Einfluss auf den schwachen und unselbstständigen König und suchte diesen zu bewegen, Frankreich im Bund mit den aufständischen Niederlanden in einen Krieg gegen Spanien zu treiben. Dieser Plan widersprach dem politischen Konzept der Königinmutter Katharina von Medici. Sie beschloss im Einvernehmen mit ihrem Sohn Heinrich von Anjou, dem späteren Heinrich III., Coligny zu beseitigen und ließ am 22. 8. einen (missglückten) Mordanschlag auf ihn verüben. Ein Gegenschlag der Hugenotten drohte; da verfiel sie auf den Plan, alle in Paris versammelten Hugenotten töten zu lassen. Sie erpresste die Zustimmung des zaudernden Königs und versicherte sich der Mithilfe der gegen die Hugenotten aufgebrachten Pariser Stadtbevölkerung. Dem Blutbad fielen Coligny und fast alle in Paris anwesenden Hugenotten zum Opfer. Nur die Führer Heinrich von Navarra und Heinrich Condé wurden geschont, mussten aber ihrem Glauben abschwören. Auch in einigen Provinzstädten wurden viele Hugenotten erschlagen; die Gesamtzahl der Opfer wird auf 5 000 bis 10 000 geschätzt. Die Bartholomäusnacht hat die Hugenotten in unversöhnlichem Gegensatz zur Krone gebracht, aber auch ihre Hoffnung vereitelt, ganz Frankreich für ihren Glauben zu gewinnen.
 
Literarische Gestaltungen
 
des Stoffes standen zunächst im Zeichen konfessioneller Parteinahme, so in C. Marlowes Drama »The massacre at Paris« (1600?) und in J. C. Gottscheds Tragödie »Die parisische Bluthochzeit König Heinrichs von Navarra« (1746). Das 19. Jahrhundert sah den Hauptreiz in der politischen Intrige und dem farbigen Kolorit (A. Dumaspère, »La reine Margot«, 1845); P. Mérimées »Chronique du règne de Charles IX« (1829) lieferte E. Scribe und G. Meyerbeer den Stoff für die Oper »Die Hugenotten« (1836). Handlungshintergrund ist die Bartholomäusnacht in C. F. Meyers Novelle »Das Amulett« (1873). Auch in H. Manns Roman »Die Jugend des Königs Henri Quatre« (1935) ist die Bartholomäusnacht ausführlich gestaltet.
 
Literatur:
 
P. Erlanger: B. Die Pariser Bluthochzeit am 24. August 1572 (a. d. Frz., 1966);
 I. Mieck: Die B. als Forschungsproblem, in: Histor. Ztschr., Jg. 216 (1973);
 N. M. Sutherland: The massacre of Saint Bartholomew and the European conflict, 1559-1572 (London 1973);
 
The massacre of Saint Bartholomew. Reappraisals and documents, hg. v. A. Soman (Den Haag 1974).

Universal-Lexikon. 2012.