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Syrakus
Sy|ra|kus:
Stadt auf Sizilien.

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Syrakus,
 
italienisch Siracusa,  
 1) Hauptstadt der Provinz Syrakus, Südostsizilien, Italien, auf der der Küste vorgelagerten und mit ihr durch eine Brücke verbundenen Insel Orligia und auf dem angrenzenden Festland, 127 300 Einwohner; Erzbischofssitz; u. a. Archäologisches Museum, Papyrusmuseum; Erdölraffinerie, Maschinen-, elektrotechnische, Zement-, Nahrungsmittelindustrie; Handelszentrum für Obst und Gemüse; Fremdenverkehr; Hafen, mit Linienverbindung nach Malta, Tripolis und Tunis.
 
Stadtbild:
 
Die antike Stadtentwicklung begann auf der der Küste unmittelbar vorgelagerten Insel Ortigia (Ortygia), wo sich schon eine Siedlung der Sikuler befand, dehnte sich aber auf die Küstenzone aus, während die mittelalterliche Stadt wieder auf Ortigia beschränkt blieb. Hier erhalten sind Reste des Apollontempels (um 600 v. Chr.), eines ionischen Tempels (um 510-500 v. Chr. begonnen; unvollendet) unter dem barocken Palazzo Vermexio (heute Rathaus) und des Athenatempels (480-470 v. Chr. anstelle eines Vorläuferbaus errichtet) als Kernbau des Domes (der Umbau in eine christliche Basilika erfolgte 1093; seit dem 18. Jahrhundert mit Barockfassade). Das ausgedehnte Kreideplateau (griechisch Epipolai) über Syrakus erhielt bereits unter Gelon eine Verteidigungslinie und wurde von Dionysios I. 403 ff. mit Mauern umzogen. Am höchsten Punkt wurde das Kastell Euryalos erbaut, dessen Kopf unter Agathokles verlegt und nach 240 von Hieron II. endgültig ausgebaut wurde. Am Südhang des Massivs liegt im antiken Stadtteil Neapolis (»Neustadt«) das große griechische Theater mit ursprünglich 67 Sitzreihen (vorhanden noch 42), von Hieron II. an der Stelle einer wohl bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. zurückreichenden Anlage erneuert; weiter ostwärts erstrecken sich die Latomien (Steinbrüche, wo in der Latomia del Paradiso 413 v. Chr. 7 000 Athener gefangen gehalten wurden, deren Klagen durch eine »Ohr des Dionysos« genannte künstliche Grotte mit besonderer Akustik zu hören gewesen sein sollen) sowie die Nekropolen (darunter die frühchristlichen Katakomben der heiligen Lucia). In Neapolis liegen ferner Fundamente des Altars Hierons II. (198 m×23 m) und das römische Amphitheater (3. Jahrhundert n. Chr.). Zwischen Ortigia und Neapolis lag auf der Festlandzunge der antike Stadtteil Achradina mit der Agora (später Forum), dem Timoleonteion (Gymnasion, um 330 v. Chr.) und einem römischen Isisheiligtum (gegründet im 2. Jahrhundert n. Chr.; von beiden Reste erhalten); im antiken Stadtteil Tyche (heute Santa Lucia) moderne Kirche Madonna delle Lacrime. - Südlich der Stadt Reste eines Olympeions (um 600 v. Chr.).
 
Neben dem Dom besitzt Syrakus u. a. die Kirche Santa Maria dei Miracoli (14. Jahrhundert und frühes 16. Jahrhundert); aus dem 13. Jahrhundert stammen u. a. das Rathaus und der Palazzo Bellomo (aufgestockt im 15. Jahrhundert; heute Museum), aus dem späten 14. Jahrhundert der Palazzo Montalto und aus dem 18. Jahrhundert der barocke Palazzo Beneventano del Bosco. An der Landspitze von Ortigia liegen die Ruinen des staufischen Kastells, genannt Castello Maniace (1038, erneuert von Friedrich II. vor 1239).
 
Geschichte:
 
Syrakus, griechisch Syrạkusai (Name angeblich von einem Sumpf Syrako abgeleitet), wurde um 735 v. Chr. von korinthischen Siedlern gegründet und stieg zur bedeutendsten griechischen Kolonie Siziliens auf. Die Herrschaft lag zunächst in den Händen der Grund besitzenden Aristokratie, der Gamoren, während die einheimischen (sikulischen) Kyllyrier das Land als Hörige bestellten. Erhebungen gegen die Oligarchie der Gamoren führten 485 v. Chr. zum Eingreifen des Tyrannen Gelon von Gela aus dem Haus der Deinomeniden. Gelons Sieg über die Karthager bei Himera (480) begründete die militärische und wirtschaftliche Vormachtstellung von Syrakus in Ostsizilien. Unter Gelons Bruder und Nachfolger Hieron I. (478-467/466 v. Chr.), an dessen Hof Dichter wie Pindar und Aischylos wirkten, erlebte Syrakus eine kulturelle Glanzzeit. Auch nach dem Sturz der Tyrannis und der Einführung einer demokratischen Verfassung behauptete sich Syrakus gegen die Sikuler, die einen eigenen Staat gründen wollten, und gegen die Athener (Sizilische Expedition, 415-413 v. Chr.). Schwere Niederlagen der Griechen gegen die Karthager ermöglichten die Machtergreifung des Tyrannen Dionysios I. (405-367 v. Chr.). Sein Sohn Dionysios II., an dessen Hof sich der Philosoph Platon aufhielt, wurde 357 von Dion gestürzt, kehrte aber 347-344 als Tyrann zurück. Einen Wiederaufstieg der Stadt führte der Korinther Timoleon (344-337 v. Chr.) herbei. Soziale Spannungen ermöglichten die Machtergreifung des Agathokles (316-289 v. Chr.), der 304 den Königstitel annahm. 275 v. Chr. wählte das Heer Hieron II. zum Feldherrn; dieser wurde 269 zum König ausgerufen und behauptete später seine Herrschaft als Verbündeter Roms. Nach seinem Tod (215 v. Chr.) kam es zum Bruch mit Rom. Nach der Einnahme von Syrakus durch die Römer 212 v. Chr. wurde Syrakus als Syracusae Provinzhauptstadt. In frühchristlicher Zeit war Syrakus ein wichtiges religiöses Zentrum; im Mittelalter durch Erdbeben und Seuchen stark in Mitleidenschaft gezogen.
 
 2) Provinz Italiens in der autonomen Region Sizilien, 2 109 km2, 404 800 Einwohner.
 

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Sy|ra|kus: Stadt auf Sizilien.

Universal-Lexikon. 2012.