1Sa|tụrn (röm. Mythol.):
Gott der Aussaat.
2Sa|tụrn, der; -[s]:
zweitgrößter, (von der Sonne aus gerechnet) sechster Planet unseres Sonnensystems.
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I Satụrn,
lateinisch Satụrnus, italische Gottheit, als »Gott der Aussaat« gedeutet; der Name ist jedoch etruskisch, oder er hat eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung »Gebundensein«. Saturn besaß einen sehr alten Altar am Forum Romanum am Fuß des Kapitols und erhielt hier schon früh einen großen Tempel, in dem während der Republik und in der Kaiserzeit der Staatsschatz aufbewahrt wurde (aerarium Saturni). Saturn galt offenbar als Gott der Urzeit und wurde früh mit dem griechischen Kronos identifiziert. In Italien war der Kult v. a. auf Rom beschränkt; 217 v. Chr. wurde er nach griechischem Muster umgestaltet; sein Fest waren die Saturnalien, das Kultbild trug außer in dieser Zeit, in der seine Herrschaft »wiederhergestellt« wurde, eine Fußfessel. Auf republikanischen Münzen erscheint als sein zweites Attribut eine Sichelform, ein Messer, das auf einer späteren Statuette (die das frühaugusteische Kultbild wiedergibt) als Erntesichel dargestellt wird; sein bärtiges Haupt ist nun durch einen Mantel verhüllt; er erscheint als Planetengott und König des goldenen Zeitalters (Augustusstatue von Prima Porta), ein Wandbild aus Pompeji (60 n. Chr.) zeigt in diesem Zusammenhang seine Hochzeit mit Kybele.
K. Latte: Röm. Religionsgesch. (21967, Nachdr. 1976);
E. Simon: Die Götter der Römer (1990).
II
Satụrn
der, -s, astronomisches Zeichen, der zweitgrößte und der sonnenfernste Planet des Sonnensystems, der noch mit bloßem Auge gesehen werden kann. Saturn bewegt sich mit einer mittleren Geschwindigkeit von 9,67 km/s in 29,42 Jahren rechtläufig in einer Ellipsenbahn um die Sonne. Sein Abstand von der Erde variiert zwischen 1,193 und 1,658 Mrd. km, sein scheinbarer Durchmesser entsprechend zwischen rd. 20'' und 15''. Wenn sich Saturn in Opposition zur Sonne befindet, erreicht seine scheinbare visuelle Helligkeit 0m,67. - Seit der Entdeckung seines charakteristischen Ringsystems galt Saturn lange Zeit als eines der interessantesten Objekte am Himmel. Er ist seit dem Altertum bekannt und hieß bei den Griechen Kronos. Erheblich erweitert und präzisiert wurde das Wissen über Saturn durch die Raumsonden Pioneer 11 (1979), Voyager 1 (1980) und Voyager 2 (1981), von denen neben vielen Daten auch detailreiche Bilder des Planeten und einiger seiner Satelliten übermittelt wurden.
Saturn gehört zu den jupiterartigen Planeten (Riesenplaneten). Seine Masse ist fast dreimal so groß wie die aller kleineren Planeten zusammen. Er besitzt die geringste mittlere Dichte aller Planeten, sie entspricht etwa der Dichte verflüssigter Gase in irdischen Labors. Saturn hat eine differenzielle Rotation: In Äquatornähe beläuft sich die Rotationsperiode auf 10 h 14 min, in mittleren planetographischen Breiten ist sie rd. 26 min größer. Infolge der schnellen Rotation ist der Saturn von allen Planeten am stärksten abgeplattet, was auch mit kleineren Fernrohren leicht zu erkennen ist. - Alle auf Saturn sichtbaren Einzelheiten sind Wolkenstrukturen, was seine hohe Albedo (0,74) erklärt. Er erscheint mattgelb bis orange und hat eine parallel zum Äquator verlaufende, verwaschen aussehende Zonen- und Gürtelgliederung, ähnlich der beim Jupiter. Sie geht auf ein kompliziertes globales Wind- und Strömungssystem zurück, das wahrscheinlich eine Folge der schnellen Rotation sowie eines hohen, von innen nach außen fließenden Energiestroms ist. Der Saturn gibt etwa 1,8-mal mehr Energie ab, als er von der Sonne empfängt. Seine effektive Temperatur beträgt rd. 95 K. In der Saturnatmopshäre ist Wasserstoff das häufigste Element, gefolgt von Helium; Ammoniak und Methan sind gering, Phosphin, Äthan, Acetylen, Propan u. a. Stoffe nur in Spuren vorhanden. Die oberste Wolkenschicht besteht aus Ammoniakeisteilchen, sie geht nach außen in eine dünne Dunstschicht über.
Saturn besitzt ein Magnetfeld, dessen Stärke an der Wolkenobergrenze rd. der Hälfte der des Magnetfeldes an der Erdoberfläche entspricht. Es ist angenähert ein Dipolfeld mit einer dem Erdfeld entgegengesetzten Polung. Magnetfeld- und Rotationsachse fallen nahezu zusammen. Die Magnetosphäre reicht auf der der Sonne zugewandten Seite etwa 25 Saturnradien in den Raum, doch variiert diese Größe in Abhängigkeit von der Stärke des Sonnenwindes erheblich. Auf der der Sonne abgewandten Seite wurde ein Magnetosphärenschweif noch in einer Entfernung von 50 Saturnradien nachgewiesen; er dürfte sich aber bedeutend weiter erstrecken.
Über den inneren Aufbau des Saturn weiß man nichts Sicheres. Es wird ein Schalenaufbau angenommen, doch sind weder die Größen der einzelnen Schalen noch deren Zusammensetzung genau bekannt. Die äußerste Schale besteht hauptsächlich aus Wasserstoff mit einer Heliumbeimengung, die gegenüber der in der Sonnenatmosphäre deutlich reduziert ist. Nach innen steigen Dichte und Temperatur an, wobei möglicherweise Materiezustände erreicht werden, bei denen nicht zwischen dem gasförmigen und dem flüssigen Zustand unterschieden werden kann, sodass auch keine scharfe Grenze zwischen einer gasförmigen Außenschale (Atmosphäre) und einer aus Kondensat bestehenden flüssigen Innenschale existiert. Im tiefen Innern liegt Wasserstoff in einer metallischen Phase vor. Dort ist das Helium nicht vollkommen gelöst, sondern bildet Tropfen, die zum Zentrum sinken, was die Reduzierung des Heliumgehalts der oberen Atmosphärenschichten sowie eine Freisetzung potenzieller Energie und damit eine Erwärmung des Saturninnern bewirkt. Diese Energie wird vom Saturn zusätzlich zu der von der Sonne empfangenen abgegeben. Das Zentralgebiet des Saturn wird von einem Gesteinskern mit einer Masse von etwa 20 Erdmassen gebildet.
Die Saturnringe sind charakteristische, mit dem Fernrohr leicht erkennbare Erscheinungen, die erstmals 1610 von G. Galilei gesehen, aber erst 1656 von C. Huygens als solche erkannt wurden. Sie liegen in der Äquatorebene des Saturn und sind 26,8º gegen die Bahnebene geneigt. Bei der Saturnbewegung um die Sonne nehmen sie daher unterschiedliche Stellungen relativ zur Erde ein, sodass man zeitweilig schräg »von unten« beziehungsweise schräg »von oben« auf sie sehen kann, was sie unter Verwendung selbst kleinerer Fernrohre zu lohnenden Beobachtungsobjekten macht. Rd. alle 15 Jahre ist es möglich, genau auf die Kante des Ringsystems zu blicken, das dann nur als schmaler Strich erscheint. - Die von der Erde aus sichtbaren Teile des Ringsystems wurden im vergangenen Jahrhundert von außen nach innen hin mit den Buchstaben A (Außenring), B (Innenring) und C (Flor- oder Kreppring) bezeichnet. Durch Raumsondenbeobachtungen wurden weitere Ringe gefunden und in der Entdeckungsreihenfolge mit D bis G bezeichnet, was aber keinen Rückschluss mehr auf die Anordnung zulässt. Nahbeobachtungen von Raumsonden aus zeigen eine von der Erde aus nicht sichtbare starke Aufgliederung des Ringsystems in zum Teil mehr als 1 000 Einzelringe, deren radiale Ausdehnung vielfach nur etwa 10 km beträgt. Die vertikale Ausdehnung ist häufig noch weitaus geringer, sie beläuft sich zum Teil auf weniger als 100 m. Bei den Substrukturen in den Ringen handelt es sich wahrscheinlich mehr um radiale Dichteschwankungen als um schmale, durch Lücken getrennte Einzelringe. Materiefreie Zonen sind selten. Der innerste, extrem lichtschwache, von der Erde aus unsichtbare D-Ring reicht mit seiner Innenkante (Abstand vom Saturnzentrum rd. 67 000 km) dicht an die Saturnatmosphäre heran. An ihn schließt sich nahtlos der ebenfalls lichtschwache, von der Erde aus aber erkennbare stark untergliederte C-Ring an. Es folgt der hellste und dichteste aller Ringe, der stark strukturierte B-Ring (Innenrand bei etwa 92 000 km). In ihm treten radiale, als »Speichen« bezeichnete Erscheinungen mit Längen bis zu 10 000 km auf, die wahrscheinlich durch elektrisch geladene Staubteilchen verursacht werden. Die scharfe, nicht völlig kreisförmige Außenkante des B-Rings (bei 117 520 km) geht wahrscheinlich auf die Gezeitenwirkung des Satelliten Mimas zurück. Zwischen B- und A-Ring liegt die etwa 4 450 km breite cassinische Teilung. Im A-Ring (Innenrand bei 122 170 km, Außenrand bei 136 780 km), dem zweithellsten Ring, befindet sich die enckesche Teilung (Breite 328 km), in ihr der innerste Saturnsatellit Pan. Nahe dem Außenrand des A-Rings liegt die Bahn des Atlas. Der F-Ring (Breite rd. 50 km) liegt etwa 3 500 km weiter außerhalb, er wird von zwei »Schäferhundsatelliten« (auch »Hirten- oder Wächtermonde« genannt, innen Prometheus, außen Pandora) begleitet, die durch ihren gravitativen Einfluss die Ringpartikel zusammenhalten. Weiter außen, vom F-Ring durch die Satelliten Epimetheus und Janus getrennt, liegt der sehr lichtschwache G-Ring. Der E-Ring schließlich erstreckt sich etwa 300 000 km weit, seine Außengrenze ist nicht genau fixiert. Die Ringteilchen bestehen im Wesentlichen aus Wassereis und wahrscheinlich silicatisches Material.
Der Saturn wird von (mindestens) 30 Satelliten (»Monden«) umlaufen Von ihnen bewegen sich Epimetheus und Janus in nahezu gleichem planetozentrischem Abstand. Beim Überholen des außen laufenden, langsameren Satelliten durch den innen laufenden bewirken gravitative Wechselwirkungen alle vier Jahre die Vertauschung ihre Bahnen. Die Zwergsatelliten Telesto und Calypso befinden sich in den Lagrange-Punkten (Mehrkörperproblem) von Saturn und Tethys, der Satellit Helene im Lagrange-Punkt von Saturn und Dione. Eine Sonderstellung unter den Satelliten des Sonnensystems nimmt Titan ein, da er eine Atmosphäre besitzt. Von den 18 bis September 2000 bekannten Saturnsatelliten (Übersicht) gehören alle bis auf Phoebe, die sich rückläufig auf einer stark gegen die Äquatorebene des Saturn geneigten Bahn bewegt und wahrscheinlich ein eingefangener ehemaliger Planetoid ist, zu den regulären Satelliten. Es sind im Wesentlichen eisartige planetare Himmelskörper. Seit Oktober 2000 wurden 12 weitere (irreguläre) Monde entdeckt (vorläufige Bezeichnung S/2000 S1-S/2000 S12). Von ihnen sind noch keine genauen Bahndaten bekannt, ihre Durchmesser betragen weniger als 50 km, ihre mittleren Entfernungen von Saturn liegen in der Größenordnung von 10—20 Mio. km.
III
Saturn,
1995 auf den Markt gebrachte Spielekonsole des Herstellers Sega. Es handelte sich um ein Doppelprozessorsystem mit zwei 32-bit-RISC-Prozessoren (SH2 von Hitachi, RISC), 2 MByte RAM plus zusätzlichem RAM für Video- und Sound-Ausgabe sowie Cache. Die sehr leistungsfähigen Grafikdoppelprozessoren erreichten Auflösungen bis zu 720 × 576 Bildpunkten. Die Saturn-Konsole enthielt ein CD-ROM-Laufwerk, das neben den Spiele-CDs auch Video-CDs wiedergeben konnte.
Die relativ teure Konsole, die Spieleprogrammierern hohen Aufwand abverlangte, fand nur geringe Verbreitung. Sie wurde von der Dreamcast-Konsole (Dreamcast) abgelöst.
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1Sa|tụrn (röm. Myth.): Gott der Aussaat.
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2Sa|tụrn, der; -s: zweitgrößter, (von der Sonne aus gerechnet) sechster Planet unseres Sonnensystems: Darin glänzt der S., der berühmte Ringplanet ... Weitaus heller als S. strahlt Jupiter (FR 29. 12. 98, 26).
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Universal-Lexikon. 2012.