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Pandora
Pan|do|ra:
Gestalt der griechischen Mythologie:
die Büchse der P. (Büchse 1 a).

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I
Pandora
 
[griechisch; nach der gleichnamigen Gestalt der griechischen Mythologie],
 
 1) Astronomie: ein Mond des Planeten Saturn.
 
 2) Mode: Kleider-, Modellpuppe; bereits im 17. Jahrhundert wurden kleine Puppen mit modischer Kleidung als Muster von Pariser Schneidern v. a. an europäischen Fürstenhöfe gesandt und halfen so, die französische Mode zu verbreiten (man unterschied die »grande pandora« mit höfischer Oberbekleidung und die »petite pandora« mit Hauskleidern oder Dessous).
 
II
Pandora
 
[griechisch-italienisch] die, -/-s, Bandora, Bandoer [-'dur], ein im 16. und 17. Jahrhundert in England beliebtes Zupfinstrument in Basslage, der Cister verwandt, jedoch mit einem mehrfach geschweiften, birnenförmigen Korpusumriss und der Saitenbefestigung an einem auch als Steg dienenden Querriegel. Die Decke mit Rosette und der Boden sind flach, der Hals trägt Metallbünde, der geschwungene Wirbelkasten ist mit einem Kopf verziert. Der Bezug besteht aus 5-7 Doppelsaiten (Stimmung 1G-C-D-G-c-e-a oder C-D-G-c-f-a-d1). Die Pandora wurde als Generalbassinstrument eingesetzt. Als Erfinder gilt der Londoner Instrumentenmacher John Rose (1562).
 
III
Pandora
 
[griechisch »die mit allen Gaben«], griechischer Mythos: ursprünglich vielleicht eine Erdgöttin; nach Hesiod die von Hephaistos geschaffene, verführerische Frau, die Zeus zum Unheil der Menschen dem Epimetheus schickte, nachdem Prometheus den Göttern das Feuer entwendet hatte. Trotz der Warnungen des Prometheus nahm Epimetheus Pandora zur Frau. Zeus hatte ihr ein Gefäß (die Büchse der Pandora) mitgegeben, worin alle Übel enthalten waren. Als Pandora es öffnete, flogen die Übel heraus und verbreiteten sich über die gesamte Erde; nur die Hoffnung blieb in dem Gefäß zurück. - Ihre Geburt war laut Pausanias auf dem Sockel der Athena Parthenos des Phidias dargestellt, sonst gibt es einige wenige Vasenbilder. In der Kunst der Neuzeit erscheint ihr Mythos häufiger (P. Tibaldi, P. P. Rubens, H. Howard, D. G. Rossetti). - Der durch die Kirchenväter gezogene Vergleich zwischen dem Pandoramythos und dem Sündenfall (Parallele Pandora-Eva) liegt zahlreichen Dichtungen zugrunde, so bei J. Lyly (»The woman in the moone«, 1597), A. R. Lesage (»Boîte de Pandore«, 1721) und C. M. Wieland (»Pandora«, 1779). In F. Wedekinds Drama »Die Büchse der Pandora« (1903) ist die Verführung durch die Frau der leitende Gedanke. Eine andere Interpretationslinie sieht in Pandora ein Symbol des kulturellen Fortschritts der Menschheit (so u. a. bei P. Calderón de la Barca, C. M. Wieland, J. G. Herder, Goethe).
 

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Pan|do|ra: Gestalt der griechischen Mythologie; ↑Büchse (1 a).

Universal-Lexikon. 2012.