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Neuguinea
Neu|gui|nea […gi…]; -s:
Insel nördl. von Australien.

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Neuguinea
 
[-gi'neːa], englisch New Guinea ['njuː'gɪnɪ], indonesisch Irịan, zweitgrößte Insel der Erde, nördlich von Australien, 2 100 km lang und fast 800 km breit, 771 900 km2, etwa 4,5 Mio. Einwohner; der Westteil gehört als Irian Jaya zu Indonesien, der Ostteil bildet den Hauptteil von Papua-Neuguinea. Die Küste ist durch mehrere Buchten gegliedert (Geelvinkbucht, MacCluergolf, Papuagolf, Huongolf). Die Insel wird fast in ihrer gesamten Länge von mehreren parallelen Gebirgsketten durchzogen, die sich im äußersten Südosten zur Kette des Owen-Stanley-Gebirges vereinigen, welche die nach Südosten ausgreifende Halbinsel bildet; in der Vogelkophalbinsel im Westen läuft das Gebirge in einem Berg- und Hügelland aus. Höchster Berg ist der Gunung Jaya im Zentralgebirge mit 5 033 m über dem Meeresspiegel. Südlich an die Gebirgsketten schließt sich die bis 500 km breite und im Westen weitgehend versumpfte Schwemmlandebene der Flüsse Digul, Fly River u. a. an. Am Nordrand liegen kleinere Flussebenen (Sepik im Osten, Mamberamo-Quellflüsse im Westen), die im Norden wiederum von niedrigeren Gebirgszügen begrenzt werden; der östliche Gebirgszug fällt steil zur Küste ab, dem westlichen ist der Schwemmfächer des Mamberamo vorgelagert. Tiefebenen treten außerdem im Süden der Vogelkophalbinsel und im Zentrum der Bomberaihalbinsel auf.
 
Landesnatur:
 
Die durch den Sahulschelf mit Australien verbundene Insel liegt am Rand der Australischen Platte gegen die von Tiefsee bedeckte Pazifische Platte, in einer sehr mobilen Zone der Erdkruste, die durch junge Faltengebirge, Vulkanismus und Erdbeben geprägt ist. Aktiver Vulkanismus ist aber nur noch im Osten anzutreffen, am Mount Lamington (1 785 m über dem Meeresspiegel). Starke aktive Tektonik zeigt sich v. a. im nördlichen Küstengebirge. Durch kräftige Hebung (3 m pro 1 000 Jahre) entstanden treppenartige marine Terrassen, v. a. an der Huonhalbinsel.
 
Das Klima ist tropisches Regenklima mit geringen jahreszeitlichen und tageszeitlichen Temperaturunterschieden. Die Niederschläge fallen das ganze Jahr über, sie werden von Dezember bis April vom Nordwestmonsun, von Mai bis November vom Südostpassat herangebracht; allerdings herrscht während des Südostpassats um Port Moresby und Merauke (beide an der Südküste) eine lokale Trockenzeit, sodass diese Gegenden jährlich nur 1 000 beziehungsweise 1 500 mm Niederschlag erhalten, im Gegensatz zu den Gebirgen mit 7 000-8 000 mm und der Nordküste mit 2 000-3 000 mm jährlich.
 
Vegetation:
 
Zwei Drittel der Insel sind dicht bewaldet. An den Küsten und in Sumpfgebieten Mangrovevegetation; in nichtbrackigen Sumpfgebieten gedeiht die für die Ernährung wichtige Sagopalme. Das Bergland ist von tropischem Regenwald bedeckt (bis etwa 1 000 m über dem Meeresspiegel), dem tropischen Bergwald mit dichtem Moos- und Krautunterwuchs folgt. Oberhalb 3 300 m über dem Meeresspiegel schließen sich Nadelbäume und Baumfarne an. Über 3 800 m über dem Meeresspiegel folgt die Region der alpinen Matten.
 
In der Tierwelt gibt es durch die Nähe zu Australien und die ehemals mit ihm bestehende Verbindung eine Reihe von Übereinstimmungen. Von den mehr als 900 Vogelarten im Gebiet von Australien und Neuguinea kommen über die Hälfte in Neuguinea vor. Die Paradiesvögel und der große, flugunfähige Kasuar leben auf beiden Seiten der Torresstraße. Bei den Säugetieren gilt das Gleiche für den Ameisenigel und verschiedene Beuteltiere.
 
Die überwiegend zu den Melanesiern zählende Bevölkerung ist physisch, kulturell und v. a. sprachlich sehr unterschiedlich. Man unterscheidet zwei Hauptsprachfamilien, die melanesischen und die Papuasprachen. Die Mehrheit der Bevölkerung besteht aus Papua, den Nachkommen der vor mindestens 30 000 Jahren ins Hochland vorgedrungenen Urbevölkerung; außer von Jagd und Sammelwirtschaft lebten sie hier seit mindestens 9 000 Jahren auch von Feldbau und Schweinehaltung. Die Träger der melanesischen Sprachen (Austronesier) kamen vor etwa 5 000 Jahren aus dem Westen (Lapitakultur, Ozeanien), setzten sich an den Küsten fest, verdrängten hier die Papua oder vermischten sich mit ihnen. Zur jüngsten Bevölkerungsgruppe gehören außer den Indonesiern auch Europäer und Chinesen.
 
Geschichte:
 
Neuguinea wurde 1526 von Spaniern entdeckt, 1606 als Insel erkannt. 1828 nahmen die Niederlande die Westhälfte der Insel in Besitz, 1884 Deutschland den nordöstlichen (Deutsch-Neuguinea, Kaiser-Wilhelms-Land) und Großbritannien den südöstlichen Teil (Papua). Der britische Teil wurde 1946 Territorium des Australischen Bundes. Im September 1914 besetzten australische Truppen den deutschen Teil, der auch den Bismarckarchipel umfasste. 1921 erhielt der Australische Bund dieses Gebiet als Mandat des Völkerbundes, 1946 als Treuhandgebiet der UNO. Die Küstengebiete von Neuguinea im Norden und Süden waren 1942-44 von japanischen Truppen besetzt. 1949 verschmolz die australische Regierung Papua und das Treuhandgebiet zur Verwaltungseinheit Papua-Neuguinea.
 
Als Niederländisch-Indien 1949 unter dem Namen Indonesien unabhängig wurde, blieb Niederländisch-Neuguinea (Westneuguinea) als überseeischer Reichsteil mit den Niederlanden staatsrechtlich verbunden. Der von Indonesien erhobene Anspruch auf Niederländisch-Neuguinea wurde von den Niederlanden abgewiesen. Eine niederländisch-indonesische Konferenz (1955/56) scheiterte an diesem Problem. Seit Januar 1962 versuchte Indonesien, durch Truppenlandungen Niederländisch-Neuguinea gewaltsam seinem Staatsgebiet einzugliedern. Durch Vermittlung der USA und der UNO schlossen die Niederlande und Indonesien am 15. 8. 1962 einen Vertrag über den staats- und völkerrechtlichen Status dieses Gebiets. Danach übernahm am 1. 10. 1962 die UNO, am 1. 5. 1963 Indonesien die Verwaltung des Inselteils. Nach einer im Vertrag vereinbarten Volksabstimmung entschied sich die Mehrheit der Bevölkerung 1969 für den Verbleib bei Indonesien.
 
Literatur:
 
R. W. Firth: Art and life in New Guinea (London 1936, Nachdr. New York 1979);
 T. Bodrogi: Art in north-east New Guinea (a. d. Ungar., Budapest 1961);
 T. Schultze-Westrum: N. (Bern 1972);
 
New Guinea vegetation, hg. v. K. Paijmans (Amsterdam 1976);
 E. Serra Güell u. A. Folch: The art of Papua and New Guinea (a. d. Span., Neuausg. New York 1977);
 
Mensch, Kultur u. Umwelt im zentralen Bergland von West-N. Beitr. zum interdisziplinären Schwerpunktprogramm der Dt. Forschungsgemeinschaft, auf zahlr. Bde. ber. (1979 ff.);
 
Tingting bilong mi, bearb. v. I. Heermann, Ausst.-Kat. (1979);
 A. L. Crawford: Aida. Life and ceremony of the Gogodala (Bathurst 1981);
 D. Hyndman: Ancestral rain forests and the mountain of gold, Indigenous peoples and mining in New Guinea (Boulder, Colo., 1994);
 J. Hettler: Bergbau u. Umwelt in Papua-N. (1995).
 
Weitere Literatur: Papua-Neuguinea.
 

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Neu|gui|nea [...gi...]; -s: Insel nördl. von Australien.

Universal-Lexikon. 2012.