Jạmnitzer,
1) Christoph, Goldschmied, Zeichner und Ornamentstecher, * Nürnberg 12. 5. 1563, ✝ ebenda 22. 12. 1618, Enkel von 2); tätig für den kaiserlichen Hof (Prunkkanne und -becken, zwischen 1603 und 1607; Wien, Kunsthistorisches Museum). Mit der Entwicklung des Ornaments, besonders des Rollwerks und der Grotesken, führte er bereits zum Barock. 1610 erschien sein Stichwerk »Neuw Grottesken Buch« (Nachdruck 1966).
2) Wenzel, Goldschmied, * Wien 1508, ✝ Nürnberg 19. 12. 1585 oder 1588, Großvater von 1); wurde 1534 Bürger und Meister in Nürnberg, 1543 Münz- und Siegelschneider. Er führte neue Goldschmiedetechniken ein, z. B. Naturabgüsse von Tieren und Pflanzen, die neben an der Antike geschulten Zierformen den wesentlichen Dekor seiner virtuos gearbeiteten Werke bilden. Mit ihnen erweist er sich als der bedeutendste Goldschmied des Manierismus in Deutschland. Für den Nürnberger Rat fertigte Jamnitzer zahlreiche Trinkgeschirre (Doppelbecher) und Kassetten, u. a. auch den »Merkelschen Tafelaufsatz« (1549 vollendet; Amsterdam, Rijksmuseum), an. Er führte v. a. kaiserliche Aufträge aus (u. a. Tafelaufsatz in Form eines Brunnens für Kaiser Maximilian II., 1556 ff., erst 1578 an Rudolf II. geliefert, nur vier Karyatiden erhalten; Wien, Kunsthistorisches Museum). Neben Prunkgefäßen schuf er u. a. Schreibkästchen (Schreibkästchen mit Allegorie der Philosophie, 1562, Dresden, Grünes Gewölbe) sowie sein eigenes Epitaph (um 1581; Nürnberg, Johannisfriedhof). Er befasste sich auch mit theoretischen Studien auf den Gebieten der angewandten Mathematik, Physik, der Mechanik und der Perspektive. 1568 erschienen seine »Perspectiva corporum regularium«, zu denen er die Vorzeichnungen, J. Amman die Stiche lieferte.
W. J. u. die Nürnberger Goldschmiedekunst 1500-1700, hg. v. G. Bott, Ausst.-Kat. (1985).
Universal-Lexikon. 2012.