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Jericho
Je|ri|cho:
Stadt im Westjordanland.

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Jericho,
 
arabisch Eriha, Ariha, Oasenstadt im Westjordanland, im Jordangraben (Ghor), 8 km westlich des Jordan gelegen, etwa 7 000 Einwohner (zum Teil in Flüchtlingslagern). Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Erde (250 m unter dem Meeresspiegel) und hat in der Umgebung intensiven Bewässerungsfeldbau. - Jericho hat in der Vergangenheit verschiedentlich seine Lage geändert. Die ältesten Überreste finden sich 2 km nordwestlich an der reichen Quelle En es-Sultan, der Elisaquelle (2. Könige 2, 19-22), auf dem Tell es-Sultan (bis etwa 600 v. Chr.). Die Siedlung der hellenistischen und römischen Zeit lag an der Mündung des Wadi el-Kelt in die Oase; dazu gehörten die Hügel Tulul Abu l-Alajik. Die heutige Stadt liegt zwischen den genannten Orten und geht mindestens auf die Kreuzfahrerzeit zurück.
 
Stadtbild:
 
Der Tell es-Sultan wurde 1907-09 unter der Leitung von E. Sellin und C. Watzinger, 1930-36 von J. Garstang und 1952-56 von Kathleen Kenyon ausgegraben. Dabei kam eine der ältesten Stadtkulturen der Erde zutage, deren Siedlungsschichten bis in das 9. Jahrtausend v. Chr. (Natufien) zurückreichen. Bereits im präkeramischen Neolithikum (8 000-6 000 v. Chr.) erfolgte die Anlage von Befestigungen: ein in den Fels geschlagener Verteidigungsgraben (9 m breit, 3 m tief), eine Mauer (2 m dick, 6 m hoch; erhalten), ein massiver Rundturm mit Treppengang im Innern (9,8 m Durchmesser, 9 m hoch; erhalten). In den innerhalb der Mauer befindlichen Rundhäusern lebten gleichzeitig etwa 2000-3000 Menschen. Aufschlussreich für den Kult sind zahlreiche Zeugnisse, besonders mit Gips übermodellierte Schädel. Die Funde auf dem Stadthügel zusammen mit den reichen Grabfunden aus der Umgebung vermitteln ein vielfältiges Bild der Epochen der frühen und mittleren Bronzezeit (bis etwa 1550 v. Chr.). Nach dem Ausgrabungsbefund war Jericho zur Zeit der Einwanderung der israelitischen Stämme bereits verwüstet; der Bericht über die Zerstörung Jerichos in Joshua 6 ist legendär. Eine feste Siedlung bestand erst wieder zwischen 1100 und 600 v. Chr. (1. Könige 16, 34; zum Auftreten der Propheten Elia und Elisa in Jericho: 2. Könige 2, 4-22).
 
Auf Tulul Abu l-Alajik wurden 1950/51 Teile der zum neutestamentlichen Jericho gehörenden Palastanlage Herodes des Großen (Winterpalast mit Hippodrom und Schwimmbecken) in der sonst im Osten nicht vorkommenden Opus-reticulatum-Technik, teils Mauern von Gebäuden, teils von Ziergärten, entdeckt. Dieses Jericho wurde von Jesus besucht (Markus 10, 46-52; Evangelium des Lukas 19, 1-5) und von Titus zerstört.
 
Geschichte:
 
Seit 1967 von Israel besetzt, wurde Jericho nach Abschluss des »Gaza-Jericho-Abkommens« zwischen Israel und der PLO (13. 9. 1993; konkretisiert am 4. 5. 1994, seitdem autonomes Gebiet Jericho) nach Übergabe an die Palästinenser (12./13. 5. 1994) Verwaltungshauptstadt der Gebiete mit palästinensischer Teilautonomie und Sitz der Palästinensischen Nationalen Behörde.
 
Literatur:
 
M. Wheeler: Walls of J. (London 1956);
 K. M. Kenyon: Excavations at J., 2 Bde. (London 1960-65);
 Die Dunkelheit am Ende des Tunnels. Ein Jahr nach dem Gaza-J.-Abkommen, bearb. v. H. Baumgarten u. D. Diner (1995);
 K. Bieberstein: Josua - Jordan - J. Archäologie, Gesch. u. Theologie der Landnahmeerzählungen Josua 1-6 (Freiburg 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Jungsteinzeit: Jericho - Älteste Stadt der Welt?
 

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Je|ri|cho: Stadt im Westjordanland.

Universal-Lexikon. 2012.