Pa|läs|ti|nẹn|ser 〈m. 29〉 Angehöriger od. Nachkomme der arabischstämmigen Bevölkerung Palästinas
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Pa|läs|ti|nẹn|ser, der; -s, -:
Araber, der aus Palästina stammt [u. dort jetzt noch lebt].
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Palästinẹnser,
1) ursprünglich Nationalitätsbezeichnung für die während der Zeit des britischen Mandats über Palästina dort lebenden Menschen, einschließlich des jüdischen Bevölkerungsanteils; 2) seit der Staatsgründung Israels Bezeichnung für die während des 1. israelisch-arabischen Kriegs (1948/49) aus Israel geflohenen oder vertriebenen Araber (Muslime und Christen) und ihre Nachkommen sowie für diejenigen Araber, die nach 1948/49 in den zu jener Zeit noch nicht von Israel besetzten Gebieten Palästinas lebten. Über 5 Mio. Palästinenser leben in Israel (in den Grenzen von 1949; um 800 000, v. a. seit 1973 beziehungsweise 1987 Selbstverständnis als Palästinenser) und den von ihm seit 1967 besetzten, seit 1994 teilweise autonomen Gebieten (Gazastreifen, Westjordanland; rd. 2 Mio.) sowie in Jordanien, das den Flüchtlingen als bisher einziger arabischer Staat 1949 die Staatsangehörigkeit gewährte (etwa 1,6 Mio.). Von den in den arabisch-israelischen Kriegen von 1948/49 und 1967 geflohenen oder vertriebenen Palästinensern leben über 2 Mio. als registrierte Flüchtlinge in Palästinenserlagern in Libanon und Syrien (je 300 000-350 000), in Ägypten sowie anderen arabischen Ländern. Sie wurden dort teils aus dem eigenen Bedürfnis heraus, ihre nationale Identität zu bewahren, teils aus dem Interesse der Gastgeberländer heraus, den Konfliktherd mit Israel als latentes Gewaltpotenzial zu erhalten, nicht in die arabischen Gesellschaften integriert. - Auf dem Anspruch der Palästinenser auf einen arabischen Staat Palästina mit voller Souveränität - politisch v. a. von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) vertreten - und den damit verbundenen Spannungen mit dem Staat Israel basiert der Nahostkonflikt. Während die PLO seit 1988 nur noch einen Palästinenserstaat neben Israel anstrebt, vertreten die aus der Muslimbruderschaft in den besetzten Gebieten hervorgegangene radikal-islamistische Hamas und andere teils religiöse (Djihad Islami), teils weltliche (PFLP) Palästinenserorganisationen eine Position, die das gesamte ehemalig Mandatsgebiet gewaltsam für die Araber zurückgewinnen will. Die Frage des Rückkehrrechts der 1948/49 und 1967 geflohenen oder vertriebenen Palästinenser ist einer der Hauptstreitpunkte aller Endstatusverhandlungen zu den palästinensischen Autonomiegebieten im Gazastreifen und im Westjordanland.
D. T. Schiller: P. zw. Terrorismus u. Diplomatie. Die paramilitär. palästinens. Nationalbewegung von 1918 bis 1981 (1982);
S. Sharaf: Die P. Gesch. der Entstehung eines nat. Bewußtseins (Wien 1983);
B. Morris: 1948 and after. Israel and the Palestinians (Oxford 1994);
S. Ortlieb: Palästinens. Identität u. Ethnizität. Genese u. Entwicklung des Selbstverständnisses der P. (1995);
G. Quetsch: Auf dem Weg zur Nation. Die palästinens. Bewegung in den fünfziger u. sechziger Jahren (2000).
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Pa|läs|ti|nẹn|ser, der, -s, -: Araber, der aus Palästina stammt [u. dort jetzt noch lebt].
Universal-Lexikon. 2012.