Ba|le|a|ren <Pl.>:
zu Spanien gehörende Inselgruppe im westlichen Mittelmeer.
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Balearen,
spanisch Ịslas Baleạres, Inselgruppe im westlichen Mittelmeer, zugleich spanische Autonome Region und Provinz (Baleares), 5 014 km2 groß, 796 500 Einwohner; Hauptstadt ist Palma de Mallorca. Die Gruppe besteht aus Mallorca, Menorca, Cabrera, Ibiza und Formentera (die beiden Letzten werden auch als Pityusen zusammengefasst) sowie vielen kleinen Felseninseln. Geologisch-tektonisch stellt die Inselgruppe die Fortsetzung der Betischen Kordilleren dar. Die Inseln haben jedoch vorwiegend hügeligen Charakter; 85 % ihrer Fläche liegen unter 200 m über dem Meeresspiegel. Höchste Erhebung ist der Puig Mayor (1 445 m über dem Meeresspiegel) auf Mallorca. Das Klima ist mediterran. Das Maximum der jährlichen Niederschläge (350-580 mm) fällt im Spätherbst. Die Bewohner sprechen eine katalanische Mundart. Angebaut werden in tieferen Lagen Zitrusfrüchte und Tomaten (Bewässerung) sowie Fruchtbäume (Mandeln, Aprikosen) und Wein, in der mittleren Höhenstufe Oliven, Johannisbrot und Hafer. In den Steineichenwäldern und der Macchie des Berglandes wird Schweinemast betrieben. Hauptwirtschaftszweig ist der Fremdenverkehr.
Die Balearen sind vermutlich in der späten Kupferzeit (3. Jahrtausend v. Chr.) von der Iberischen Halbinsel aus besiedelt worden. Überreste aus dieser Zeit (und zum Teil aus der frühen Bronzezeit) sind die »Navetas«, megalithischen Grab- und Kultbauten, benannt nach ihrer schiffsförmigen Gestalt. Die ältesten Metallfunde (Flachbeile und Ringhalskragen aus Kupfer und Bronze) stammen aus der gleichen Zeit wie die Megalithbauten der Inseln. Eine eigene Kultur (Balearenkultur) entwickelte sich in der späten Bronzezeit; typisch hierfür sind die »Talayots« (arabisch »Wächter«, daher auch »Talayotkultur«), turmartige Steinbauten, von denen sich über 1 000 auf Mallorca und mehr als 300 auf Menorca finden; ihnen entsprechen auf Sardinien die dortigen Nuraghen. »Taulas« (»Tische«), bis zu 4 m hohe Steinblöcke mit waagerechter Steinplatte, sind bisher nur von Menorca bekannt. Die vorgeschichtliche Balearenkultur reichte bis in die Eisenzeit (3. Jahrhundert v. Chr.), zum Teil bis in die römische Zeit.
Die Balearen wurden schon früh von phönikischen und griechischen Seefahrern besucht; sie standen bis 201 v. Chr. unter karthagischer Herrschaft und wurden 123 v. Chr. von den Römern unter Konsul Q. Caecilius Metellus (Balearicus), der auch Palma und Pollentia (Ruinen bei Alcudia) gründete, erobert. In der Völkerwanderungszeit wurden die Balearen nacheinander von Wandalen, Westgoten, Oströmern und Franken beherrscht, schließlich 903 endgültig (nach Eroberungsversuchen im 8. und 9. Jahrhundert) von den Arabern unterworfen. Jakob I. von Aragonien eroberte die Inseln 1229-35 zurück (mit Ausnahme Menorcas, das bis 1287 arabisch blieb) und überließ sie 1262 einem jüngeren Sohn als Teil des selbstständigen Königreichs Mallorca, zu dem auch die Cerdaña, das Roussillon und Montpellier gehörten, seine Hauptstadt war Perpignan; erst 1348 kam es unter Peter IV. zur Wiedervereinigung mit der Krone von Aragonien. Menorca war 1708-56, 1763-82 und 1798-1802 britisch.
Historia de Mallorca, hg. v. J. Mascaró Pasarius (Palma 1970);
J. N. Hillgarth: The Spanish kingdoms, 1250-1516, 2 Bde. (Oxford 1976-78);
Eberhard Mayer: Die B. (1976);
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Ba|le|a|ren <Pl.>: Inselgruppe im westlichen Mittelmeer.
Universal-Lexikon. 2012.