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Wodu
Wo|du 〈m.; -s; unz.; bes. auf Haiti〉 westafrikan. religiöser Kult, für den u. a. der Opferritus u. das Erlangen eines Trancezustandes kennzeichnend sind; oV Voodoo [<westafrikan. vodu „schützende Gottheit, Dämon“]

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Wo|du:
Voodoo.

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I
Wodu
 
[von Ewe wudu »Numen«, »Genius«, »Schutzgeist«] der, -, Vodu, englisch Voodoo ['vuːduː], französisch Vaudou [vɔ'du], eine der afroamerikanischen Religionen; besonders in Haiti verbreitet. Im Wodu sind Elemente der seit dem 16. Jahrhundert von schwarzen Sklaven aus Westafrika (v. a. von den Fon aus dem Reich Dahome [heute Benin]) mitgebrachten Religionen und des Katholizismus miteinander verschmolzen. Wodu wurde von den französischen Kolonialherren, dem Staat und der katholischen Kirche bekämpft, auch als heimtück. Zauberei missdeutet und verbreitete sich daher zunächst als Geheimkult. Dennoch entwickelte sich Wodu auf Haiti zur Volksreligion (mindestens 75 % der Bevölkerung bekennen sich dazu, meist neben dem Christentum). Der Götterglaube ist polytheistisch. Verehrt werden die »Loa« oder »Orixa«, manchmal auch Anges (französisch »Engel«) oder Saints (französisch »Heilige«) genannte göttliche Wesen aus der afrikanischen Vorstellungswelt, auf die zum Teil Züge katholischer Heiliger übertragen wurden. Hauptgottheiten sind Bondye (französisch le Bon Dieu »der Liebe Gott«), Legba oder Papa Legba, der als Mittler zwischen den Menschen und Göttern gilt, Damballah (Dambala) als Gott der Fruchtbarkeit und seine Gattin Ayida-Weddo als Herrin der »Himmelsschlange« (des Regenbogens). Charakteristisch für Wodu sind kultische Tänze und Besessenheit durch die Geister, rituelle Tieropfer, wobei die Tiere durch indirekte Zeichen ihr Einverständnis zur Opferung gegeben haben müssen, sowie im Rahmen magischer Kultformen der Glaube an Zombies. Wie in Afrika spielt die Ahnenverehrung eine Rolle. Die Gemeinde wird durch Priester geleitet; die Traditionen werden mündlich überliefert. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts fanden Wodu-Riten über Haiti hinaus auch in anderen Teilen der Karibik (zunächst besonders in der Dominkanischen Republik), in Brasilien und in den USA (v. a. New Orleans) Verbreitung und finden sich heute auch in den afrikanischen Ursprungsländern (Benin, Togo, Nigeria; in Benin seit 1995 offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt und dem Christentum und dem Islam gleichgestellt). Schätzungen gehen von weltweit bis zu 50 Mio. Wodu-Anhängern aus.
 
Literatur:
 
M. Marcelin: Mythologie vodou, 2 Bde. (Port-au-Prince 1949-50);
 J. G. Leyburn: The Haitian people (Neuausg. New Haven, Conn., 1966);
 L. P. Mair: Magie im Schwarzen Erdteil (a. d. Engl., 1969);
 A. Métraux: Le vaudou haïtien (Neuausg. Paris 1977);
 G. Chesi: Voodoo, Afrikas geheime Macht (Wörgl 1979);
 
Afro-Caribbean religions, hg. v. B. Gates (London 1980);
 
Flash of the spirit (New York 1984);
 J. G. Melton u. I. Poggi: Magic, witchcraft, and paganism in America. A bibliography (ebd. 21992);
 H. Christoph u. H. Oberländer: Voodoo. Geheime Macht in Afrika (1995);
 A. Pollak-Eltz: Trommel u. Trance. Die afroamerikan. Religionen (1995).
II
Wodu:
 
Die Wodutänze (z. B. Bamboula, Calenda) führten durch heftige Bewegungen des gesamten Körpers, besonders aber durch Schütteln von Kopf und Schulter, zu ekstatischen Zuständen, wobei sich die Tanzenden von afrikanischen Gottheiten besessen glaubten. Als Begleitinstrumentarium dienten Trommeln (soweit erlaubt) und diverse Natur-Geräuschinstrumente (Rasseln, Klappern, Esels- bzw. Ochsenkiefer usw.). Händeklatschen und Gesang animierten die Tänzer. Die Wodutänze — in New Orleans wurden sie bis gegen 1900 vor den Stadttoren getanzt — hatten Einfluss auf die Herausbildung zahlreicher afroamerikanischer Tanzformen (Jazzdance) und Musizierstile.

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Wo|du, Voodoo, Voudou, der; - [kreol. voudou, aus dem Westafrik.]: aus Westafrika stammender, synkretistischer, mit katholischen Elementen durchsetzter, magisch-religiöser Geheimkult [auf Haiti].

Universal-Lexikon. 2012.