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1. (bildungsspr.)
eine Partei neuen T.;
er ist der T. eines erfolgreichen Managers.
2. (bes. Philos.) Urgestalt, Grundform, Urbild, das ähnlichen od. verwandten Dingen od. Individuen zugrunde liegt.
3. (Literaturwiss., bild. Kunst) als klassischer Vertreter einer bestimmten Kategorie von Menschen gestaltete, stark stilisierte, keine individuellen Züge aufweisende Figur.
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I Typus
[lateinisch, von griechisch týpos, vergleiche Typ] der, -/...pen,
1) allgemein: Typ, ursprünglich das Prägebild einer Münze, später Bezeichnung für Urbild, Urform, Muster oder Gestalt, zumeist die einer Gruppe von Personen oder Dingen gemeinsame, anschaulich oder begrifflich heraushebbare, reale oder ideale Grund- oder Modellform. - Innerhalb einer wissenschaftlichen Typenlehre (Typologie) kann die Bedeutung des Typusbegriffs vom reinen Ordnungsbegriff (z. B. Zoologie und Botanik) bis zum Idealbegriff reichen. Unterschieden wird dabei meist zwischen dem in einer Gruppe von Dingen oder Personen häufigsten Durchschnittstypus und dem Idealtypus, der die wesentlichen Eigenschaften und Beziehungen darstellt und immer nur annäherungsweise verwirklicht ist. Die tatsächlich vorkommenden Realtypen sind Mischtypen, die Merkmale unterschiedlicher Typen vereinigen. Die Genetik unterscheidet den Genotyp als Inbegriff aller Erbanlagen vom Phänotyp als dem Erscheinungsbild der wahrnehmbaren Eigenschaften. Zu jedem Typus gehört ein Gegentypus; hierdurch unterscheidet sich der Typus von der Gattung oder Klasse.
2) Philosophie, Psychologie, Soziologie: In der Philosophie wurde die Vorstellung des Typus seit der Antike im Sinne der allgemein charakteristischen, dem Einzelnen zugrunde liegenden urbildlichen Gestalt vertreten: bei Platon als Idee (Eidos), bei Aristoteles als Form (Entelechie), im Mittelalter und später als Wesen (Spezies) und als allgemeiner Begriff. Im engeren Sinn ist der Begriff Typus jedoch erst im 19. Jahrhundert mit der geistesgeschichtlichen (W. Dilthey) und besonders der psychologischen Typologie entwickelt worden. Im Anschluss daran fand er besonders in Kulturwissenschaften, Kulturphilosophie (J. Burckhardt, O. Spengler) und Soziologie (W. Sombart, M. Weber) Verwendung. In der Handlungs- und Herrschaftslehre Webers dient der Idealtypus, ein begrifflicher Konstrukt, der gedanklichen Ordnung der geschichtlichen Kulturwirklichkeit in der Fülle ihrer Erscheinungen. In der phänomenologischen Soziologie von A. Schütz wird die Bildung von Typen (personale Typen, Handlungstypen) zu einem wesentlichen Bestandteil der Strukturierung der Alltagswelt.
W. Sodeur: Empir. Verfahren zur Klassifikation (1974);
3) Theologie: Typos, in der biblischen Exegese Bezeichnung für Personen beziehungsweise Erzählungen des Alten Testaments (z. B. Adam, Abraham, Wüstenwanderung der Israeliten), denen vorbildhafte beziehungsweise vorausweisende Bedeutung für Personen oder Ereignisse des Neuen Testaments zugesprochen wird. (Typologie 2)
Typus,
die Summe der physischen und psychischen Merkmale, die einer Gruppe von menschlichen Individuen gemeinsam sind und eine bestimmte Ausprägung darstellen. Reine Typen, die alle diese Merkmale und keine anderen aufweisen, sind (gedachte) Idealfälle (Idealtypen); in der Realität gibt es eigentlich nur Mischtypen (Konstitution; Typologie, Temperament).
Typus,
die von den als unveränderlich und wesentlich angesehenen Merkmalen einer Sache (eines Gegenstands) oder einer Person ausgehende Gesamtvorstellung dieser Sache oder Person. - Vorstellung.
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Ty|pus, der; -, Typen [lat. typus < griech. týpos, ↑Typ]: 1. (bildungsspr.) a) ↑Typ (1 a): Es beruhigt mich, zu wissen, dass ich dem T. des Streuners und Sinnierers zugehöre (Strauß, Niemand 211); Das Hôtel, das Stadthaus für den wohlhabenden Pariser, bildet sich zu einem festen T. aus (Bild. Kunst III, 28); Deine Partei wandelt sich seit Januar zur „Partei neuen T.“ (Bieler, Bär 232); b) ↑Typ (1 b): er ist der T. eines ruhigen, besonnenen Familienvaters; Sein groteskes Welttheater ist mit italienischen Typen bevölkert (Bild. Kunst III, 85). 2. (bes. Philos.) Urgestalt, Grundform, Urbild, das ähnlichen od. verwandten Dingen od. Individuen zugrunde liegt. 3. (Literaturw., bild. Kunst) als klassischer Vertreter einer bestimmten Kategorie von Menschen gestaltete, stark stilisierte, keine individuellen Züge aufweisende Figur.
Universal-Lexikon. 2012.