Tạ|li|ban 〈m. 1; Pl. a.: -〉 Angehöriger einer Gruppe von radikalen islamischen Milizen (bes. in Pakistan u. Afghanistan) [<arab. talib „Student, Schüler“]
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Ta|li|ban, der; -[s], - <meist Pl.> [Paschtu, eigtl. = die, die Erkenntnis suchen]:
Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Afghanistan [u. angrenzenden Gebieten].
Dazu:
Ta|li|ban|herr|schaft, die;
Ta|li|ban|kämp|fer, der.
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Taliban
[Paschto »Koranschüler«], radikalislamische (sunnitische) Bewegung, deren Angehörige sich v. a. aus afghanischen Flüchtlingen (überwiegend Paschtunen) in Pakistan rekrutierten, zumeist aus Zöglingen der dortigen Koranschulen. Die besonders von Pakistan und Saudi-Arabien (bis 2001) unterstützte Talibanmiliz, die im Herbst 1994 vom Süden aus in die Bürgerkriegskämpfe der sich befehdenden Mudjahedin in Afghanistan eingriff, nahm am 27. 9. 1996 Kabul ein (Ausrufung eines islamischen Staates, seit 1997 als »Islamisches Emirat Afghanistan« bezeichnet) und eroberte fast 95 % des afghanischen Territoriums. Dort errichteten die Taliban eine streng an den Regeln des wahhabitischen Islam ausgerichtete neue Ordnung bei strikter Anwendung der Scharia; dabei wurden v. a. die Frauen mit zum Teil drakonischen Mitteln aus dem öffentlichen Leben verdrängt (u. a. Schließung der Mädchenschulen, mit Ausnahme weniger Bereiche Berufsverbot für Frauen, Zwang zum Tragen eines Ganzkörperschleiers). Es kam auch zu einer Verfolgung der Schiiten. - Nachdem die Taliban bei ihrem militärischen Vormarsch nach Norden im August 1998 auch rd. 80 Iraner in ihre Gewalt gebracht hatten (Tötung von mehreren Diplomaten), brach ein schwerer Konflikt mit Iran aus. Unter dem Vorwurf, den Terrorismus zu unterstützen (besonders wegen der Duldung des saudischen Extremisten Osama Bin Laden in Afghanistan), verschärfte die UNO im Januar 2001 die bereits im Oktober 1999 verhängten Sanktionen gegen das Talibanregime. Ende Februar 2001 ordnete der Talibanführer Mullah Mohammed Omar trotz internationaler Proteste die Beseitigung aller »unislamischen« religiösen Statuen in Afghanistan an (darunter die berühmten Buddha-Statuen in Bamian, die im März 2001 zerstört wurden). Als sich die Taliban auch nach den Terroranschlägen vom 11. 9. 2001 auf New York und das Pentagon weigerten, amerikanischen Forderungen nach einer sofortigen Auslieferung Bin Ladens und einer Beendigung der Unterstützung von dessen Terrororganisation »al-Qaeda« nachzukommen, drohten die USA ein militärisches Vorgehen gegen das Talibanregime an; dieses rief für den Fall eines Militärschlages den »Heiligen Krieg« aus. Ab Oktober 2001 sahen sich die Taliban mit einer amerikanischen Militäraktion (eingeleitet durch massive Luftschläge, nachfolgend Einsätze von Spezialeinheiten am Boden) und einer parallel dazu von der gegnerischen afghanischen »Nordallianz« gestarteten Offensive konfrontiert, die von den USA militärisch und von Russland durch Ausrüstungslieferungen unterstützt wurde. Bis Dezember 2001 verloren die Taliban fast ihr gesamtes Herrschaftsgebiet (am 13. 11. 2001 Fall von Kabul, am 25. 11. Einmarsch der Nordallianz in Kundus, ab 7. 12. Übergabe der auch von vielen ausländischen Kämpfern verteidigten Talibanhochburg Kandahar); durch das Überlaufen hochrangiger Talibanführer und die Kapitulation beziehungsweise Desertion zahlreicher ihrer Kämpfer zerfiel die Talibanmiliz.
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Ta|li|ban <Pl.> [Paschto, eigtl. = die, die Erkenntnis suchen]: Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Pakistan, die sich vor allem aus afghanischen Flüchtlingen rekrutiert: Die T. verstärkten im Gegenzug ihre Streitkräfte im Grenzgebiet auf 25 000 Mann (Spiegel 39, 1998, 182); weil vor allem die Amerikaner obskure islamische Bewegungen fördern, solange es ihren Interessen dient: So kamen die T. in Afghanistan an die Macht (Zeit 15. 7. 99, 1).
Universal-Lexikon. 2012.