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Stundengebet
Stụn|den|ge|bet 〈n. 11; kath. Kirche〉 jedes der für bestimmte Stunden des Tages vorgeschriebenen Gebete

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Stụn|den|ge|bet, das:
Hora (b).

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Stundengebet,
 
Tagzeitengebet, lateinisch Liturgia Horarum [»Liturgie der Tageszeiten«], in den christlichen Kirchen der regelmäßige, nichteucharistische Gottesdienst zu bestimmten Tageszeiten. Das Stundengebet setzt sich zusammen aus den (meist nach den Tagesstunden benannten) Horen: Matutin (»Mette«, Gebet um Mitternacht), Laudes (Lobgebet), Prim (Gebet zur 1. Stunde), Terz (zur 3. Stunde), Sext (zur 6. Stunde), Non (zur 9. Stunde), Vesper (Abendgebet zum Abschluss des Tages), Komplet (»Vollendung«, das eigentliche Nachtgebet). Inhaltlich umfasst es Psalmen, Schriftlesung, Gesänge (z. B. Hymnen) und bestimmte Gebete (z. B. Angelus Domini). - Aus der jüdischen Frömmigkeit übernahm das frühe Christentum bereits in neutestamentlicher Zeit das Gebet zu bestimmten Stunden, und zwar zunächst eine morgendliche (Matutin) und eine abendliche (das »Lucernarium«, die spätere Vesper) Gebetszeit. Das Mönchtum, das die weitere Entwicklung trug, fügte die anderen Horen hinzu. Mit der Benediktregel (6. Jahrhundert) war die Entwicklung abgeschlossen. Da Mönche vielfach auch an Stadtkirchen angesiedelt waren, wurde ihre Form des Stundengebets zur allgemeinen kirchlichen Form und zur Verpflichtung für alle Kleriker. Mönchs- und Klostergemeinschaften blieben bei der Art des gemeinsam verrichteten Stundengebets (Chordienst, Offizium), allein lebenden Priestern wurde die private Verpflichtung, das Brevier zu beten, auferlegt. Im Rahmen der einheitlichen Struktur blieb die Gestaltung unterschieden nach Ordensgemeinschaften und einzelnen Diözesen. Dem Stundengebet der Laien dienten im Mittelalter die kunstvoll gestalteten Stundenbücher.
 
M. Luther hatte das ihm als Mönch vertraute Stundengebet übernommen, wollte es auch für Laien zugänglich machen und forderte für die Schüler der Lateinschulen ein Morgen- und Abendgebet mit Schriftlesung sowie ein Mittags- und Nachtgebet. In den evangelischen Kirchen konnte sich dies in der Folgezeit jedoch nicht allgemein durchsetzen. Aufgegriffen wurde die Sitte des Stundengebets wieder von einzelnen Gruppen innerhalb der neueren liturgischen Bewegung (z. B. Berneuchener Bewegung).
 
In der katholischen Kirche hatte das Konzil von Trient (1568 durch Papst Pius V.) eine Vereinheitlichung angestrebt. Mehrfache Reformen folgten; am stärksten griff das 2. Vatikanische Konzil in die Gestalt des Stundengebets ein, indem es seine Struktur vereinfachte, Landessprachen zuließ und die Gebetsverpflichtung erleichterte. Nach der Brevierreform (1971) hat das neue Stundengebet folgenden Aufbau: Laudes (Morgenlob), die mittleren oder kleinen Horen (Terz, Sext, Non [3., 6. und 9. Stunde]), Vesper (Abendlob), Komplet (Nachtgebet). Das Matutin wurde zur an keine Stunde gebundenen Lesehore umgestaltet, das Gebet zur 1. Stunde (Prim), dem Arbeitsbeginn, ist entfallen.
 
Grundlage des Stundengebets in der orthodoxen Kirche ist das Horologion. Das an die einzelnen Horen - Hesperinos (Vesper), Apodeipnon (Komplet), Mesonyktion (Mitternacht), Orthros (Morgen), Prote (1. Stunde), Trite (3. Stunde), Hekte (6. Stunde), Ennete (9. Stunde) - gebundene Gebet findet sich v. a. in der monastischen Tradition. Am Vorabend von großen Festen werden Vesper- und Morgengottesdienst häufig zu einem »ganznächtlichen« Vigilgottesdienst (Agrypnia) verbunden.
 
Literatur:
 
H. Goltzen: Der tägl. Gottesdienst, in: Leiturgia, hg. v. Karl F. Müller u. a., Bd. 3 (1956);
 R. F. Taft: The liturgy of the hours in East and West (Collegeville, Minn., 1986);
 
Lebendiges S., hg. v. M. Klöckner (1989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Messe und Stundengebet: Die musikalische Ordnung des Gottesdienstes
 

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Stụn|den|ge|bet, das: 1Hora (b).

Universal-Lexikon. 2012.