Akademik

Unfruchtbarkeit
Spärlichkeit; Kargheit; Sterilität; Infertilität

* * *

Ụn|frucht|bar|keit 〈f. 20; unz.〉
1. unfruchtbare Beschaffenheit
2. Unfähigkeit, sich fortzupflanzen

* * *

Ụn|frucht|bar|keit, die; -:
das Unfruchtbarsein.

* * *

Unfruchtbarkeit,
 
Sterilität, Unfähigkeit zur Hervorbringung von Nachkommen. U. tritt beim Menschen bei 10-20 % aller Partnerschaften auf; die Ursache ist in 45 % der Fälle die U. der Frau, in 35 % der Fälle die Zeugungsunfähigkeit (Infertilität) des Mannes. In 20 % der Fälle ist die Ursache bei beiden zu suchen oder ist ungeklärt. Eine Infertilität bei der Frau besteht, wenn eine eingetretene Schwangerschaft nicht ausgetragen werden kann. Von einer unfruchtbaren beziehungsweise sterilen Partnerschaft spricht man, wenn bei bestehendem Kinderwunsch innerhalb von 2 Jahren keine Schwangerschaft eingetreten ist. Eine primäre U. liegt vor, wenn noch keine Schwangerschaft bestand, eine sekundäre U. bei Ausbleiben weiterer Schwangerschaften.
 
Die U. der Frau kann auf unterschiedliche Störungen beruhen. Funktionelle Ursachen sind Entwicklungs- oder Funktionsstörungen der Eierstöcke (etwa 45 %) oder der diesen übergeordneten Zentren (Hypophyse, Hypothalamus), die zu einem Fehlen der Ovulation oder zu einem Mangel an Gelbkörperhormon oder Gonadotropinen führen und sich in Einnistungsstörungen der befruchteten Eizelle oder Zyklusstörungen (anovulatorischer Zyklus, Oligomenorrhö, Amenorrhö) äußern. Zu den organischen Ursachen gehört v. a. der Tubenverschluss oder eine Funktionsstörung des Eiabnahmemechanismus als Folge einer doppelseitigen Eileiterentzündung (etwa 25 % der Fälle). Weitere Ursachen sind Fehlbildungen oder Erkrankungen der Geschlechtsorgane (z. B. Gebärmuttermyome). Auch Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, schwere Fett- oder Magersucht sind häufig mit U. verbunden.
 
Die U. des Mannes (Zeugungsunfähigkeit) kann durch eine psychisch oder organisch bedingte Unfähigkeit zur Ausübung des Geschlechtsverkehrs (Impotentia coeundi, Impotenz) oder durch Störungen der Spermienentwicklung (Spermatogenese) oder der Funktion der Samenleiter hervorgerufen werden (Impotentia generandi). Die Beeinträchtigung der Spermatogenese wird durch doppelseitigen Leistenhoden, Hodenerkrankungen oder -verletzungen, endokrine Störungen (Hypopituitarismus) oder chromosomal bedingte, angeborene Unterentwicklung (Klinefelter-Syndrom) verursacht; sie besteht in einer Verminderung der Zahl (Oligospermie) oder im Fehlen (Azoospermie), aber auch in Fehlbildung oder mangelnder Dichte und Beweglichkeit der Samenfäden. Entzündungen von Hoden, Nebenhoden, Prostata oder Harnleiter können zu einem Verschluss der ableitenden Samenwege führen.
 
Bei U. unklarer Ursache wird eine Mitwirkung immunologischer Reaktionen zwischen Samenflüssigkeit und Scheidensekret vermutet, die die Beweglichkeit der Spermien hemmt.
 
Die Behandlung der U. setzt eine Klärung der Ursachen voraus, die zunächst in einer Untersuchung der Zeugungsfähigkeit des Mannes (Spermiogramm und Hormonuntersuchung, gegebenenfalls Hodenbiopsie), dann in einer Prüfung der Eierstockfunktion der Frau (Basaltemperaturkurve, Ultraschalldiagnostik), der hormonellen Funktion (v. a. Östrogen-, Progesteron-, FSH-, LH- und Prolaktinbestimmung), einer Untersuchung der Geschlechtsorgane, der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumbiopsie) und der Durchgängigkeit der Eileiter (z. B. Hysterosalpingographie) besteht. Die Behandlung wird demgemäß mit einer Hormontherapie oder Sterilitätsoperation (mikrochirurgische oder laparoskopische Eileiterkorrektur) durchgeführt. Bei männlicher Zeugungsunfähigkeit, besonders bei Spermienstörungen, werden Methoden der Reproduktionsmedizin, z. B. Spermiengewinnung durch Aspiration aus dem Nebenhoden oder Spermienexpression aus dem Hoden, angewendet. Das Spermium wird dann direkt in eine durch Eierstockpunktion gewonnene Eizelle injiziert. Nach Fertilisierung der Eizelle (In-vitro-Fertilisation) wird diese wieder in die Gebärmutterhöhle transferiert (Embryotransfer). War eine Sterilisation des Mannes vorausgegangen, ist die Refertilisierung durch Rekonstruktion der Samenleiter möglich.

* * *

Ụn|frucht|bar|keit, die; -: das Unfruchtbarsein.

Universal-Lexikon. 2012.