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Nanking
Nạn|king 〈m.1 od. 6; kurz für〉 Nankingstoff

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Nạn|king:
Stadt in der Volksrepublik China.

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I
Nạnking
 
[nach der gleichnamigen chinesischen Stadt] der, -s/-e und -s, leinen- oder köperbindiges, kräftiges Baumwoll- oder Viskosegewebe; Köpernanking wird u. a. für Bluejeans und Sommerjacken verwendet.
 
II
Nạnking
 
[chinesisch »südliche Hauptstadt«], Nanching [-dʒiȖ], amtlich chinesisch in lateinischen Buchstaben Nanjing [-dʒiȖ], Hauptstadt der Provinz Jiangsu, China, am rechten Ufer des Jangtsekiang (300 km oberhalb seiner Mündung), mit 5,40 Mio. Einwohner; Universität (gegründet 1902), TU, Fachhochschulen für Luftfahrttechnik, Maschinenbau, Wasserbau, Pharmazie, Land- und Forstwirtschaft, Kunstakademie, zahlreiche wissenschaftliche Forschungsanstalten, darunter Institute für Paläontologie, Geologie und Bodenkunde der Chinesischen Akademie der Wissenschaften; astronomisches Observatorium; Museum für Kunstgeschichte, Bibliotheken, zoologischer und botanischer Garten. Nanking ist eine moderne Industriestadt, v. a. mit petrochemische Industrie und Erdölraffinerie; traditionelle Textil- und Porzellanindustrie, Zementindustrie, Bau von Schwerlastkraftwagen, Kraftwerkausrüstungen, Textil-, Werkzeug- und landwirtschaftliche Maschinen, Eisen- und Stahlwerk, Elektronik- und optische Industrie. Hafen- und Handelszentrum der Stadt ist Siakwan; Erdölhafen (seit 1979); durch die 1960-68 erbaute, doppelstöckige Straßen- und Eisenbahnbrücke (etwa 7 km lang; 80 m hohe Stützpfeiler) ist Nanking wichtiger Verkehrsknotenpunkt; Flugplatz.
 
Stadtbild:
 
Die mingzeitliche Stadtmauer (33 km) ist größtenteils erhalten. Im Stadtzentrum der Trommelturm (Golou; 1382) mit zugehörigem Glockenturm (19. Jahrhundert). Der ehemalige Palast des Himmelskönigs (Tianwang Fu; 19. Jahrhundert) ist heute Sitz der Provinz-Regierung. Der Schwarze-Drachen-See (Xuanwu Hu) im Nordosten der Stadt, früher kaiserlicher Vergnügungspark, ist heute Teil eines Volksparks. An den Palast (14. Jahrhundert) der Mingkaiser (Ming Gugong) erinnern nur noch Ruinen, erhalten blieben das Haupttor (Wuchao Men) und die Fünf-Drachen-Brücke. Außerhalb der ehemaligen Stadtmauern begrenzt der Purpurberg (Zijin Shan) die Stadt im Osten, an seinem Hang die 1381 erbaute Grabanlage der ersten Mingkaiser (Mingxiao Ling), deren heiliger Weg von Tierskulpturen gesäumt wird; nordöstlich davon das 1925 auf künstlicher Plattform errichtete Mausoleum des Sun Yatsen; weiter östlich der Tempel des Tales der Seelen (Linggu Si), gegründet von den ersten Mingkaisern; die 1381 erbaute Halle (Wuliang Dian) ist eines der seltenen Beispiele für eine reine Ziegelarchitektur in China. Im Süden der Stadt der Ochsenkopf (Niushou Shan) mit den Gräbern (Fresken und Reliefschmuck) der ersten Kaiser der Tangdynastie. Die Terrasse des Blütenregens (Yuhua Tai) außerhalb des Tores Zhonghua Men war Hinrichtungsstätte für politische Gegner des Chiang-Kai-shek-Regimes (Gedenkstele). Südwestlich, außerhalb der ehemaligen Stadtmauer, liegt die im 3. Jahrhundert am Mochou-See errichtete Steinstadt (Shitou Cheng), einst von mächtigen Wällen umgeben. - 20 km nordöstlich am Hang des dreigipfeligen Berges Qixia Shan zwei Gräber aus der Mingzeit (einige Stelen und Steinfiguren) sowie vier aus der Liangdynastie, gut erhalten ist ein Paar mächtiger in Stein gehauener Grabwächterfiguren in Fabeltiergestalt.
 
Geschichte:
 
Nanking war, unter wechselnden Namen, während der Zeit chinesischer Teilstaatlichkeit (3.-6. Jahrhundert, 10. Jahrhundert) Hauptstadt mehrerer Reiche, von 1368 an, nun erstmals Nanking genannt, als »Südliche Hauptstadt« Regierungssitz der Mingdynastie; nach 1421 (Verlegung der Hauptstadt nach Peking) blieb es zweite Hauptstadt. 1853-64 war Nanking Hauptstadt der Taipingbewegung, 1927 wurde es Landeshauptstadt unter der Nationalregierung und blieb dies formal auch nach der Einnahme durch japanische Truppen (Dezember 1937; Massaker an der Bevölkerung, das mindestens 200 000 Tote forderte) und der Verlegung des Regierungssitzes nach Chongqing (bis 1947; in Nanking Bildung einer japanfreundlichen Gegenregierung) bis zur Eroberung durch die Kommunisten im April 1949.
 
Der zur Beendigung des britisch-chinesischen Opiumkrieges geschlossene Vertrag von Nanking (29. 8. 1842 leitete die Periode der »ungleichen Verträge« ein (Vertragshäfen) und wurde damit zur Zäsur in den europäisch-ostasiatischen Beziehungen.
 
Literatur:
 
E. L. Farmer: Early Ming government. The evolution of dual capitals (Cambridge, Mass., 1976);
 I. C. Y. Hsü: The rise of modern China (New York 31983).
 

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1Nạn|king: Stadt in der Volksrepublik China.
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2Nạn|king, der; -s, -e u. -s [nach der chin. Stadt] (Textilind.): kräftiges Gewebe aus Baumwolle od. Zellwolle in Leinen- od. Köperbindung (das u. a. für Bluejeans verwendet wird).

Universal-Lexikon. 2012.