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Mysterien
Mys|te|ri|en 〈Pl. von〉 Mysterium

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Mys|te|ri|en:
1. Pl. von Mysterium.
2. [griech. myste̅̓ria] bestimmten Gottheiten geweihte Geheimkulte, kultische Feiern zu Ehren einer Gottheit in der Antike.

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Mysteri|en,
 
Ọrgia, in der Antike geheime religiöse Feiern, in denen die Fruchtbarkeit der Natur, ihr Werden und Vergehen, dargestellt im Leben, Sterben und Wiederauferstehen der entsprechenden Gottheiten, kultisch nachvollzogen wurde. Die Mysterien waren dem Rhythmus der Jahreszeiten angepasst und trugen oft origiastische und ekstatische Züge. Verwurzelt in archaischen Vegetations- und Fruchtbarkeitskulten, kam in den Mysterien dem Chthonischen besondere Bedeutung zu. Mehr als die ursprünglichen Kulte sprachen die Mysterien jedoch den Einzelnen in seiner Erlösungssehnsucht an: Der die Mysterien Vollziehende (Myste) konnte sich und sein Schicksal mit der sterbenden und vom Tod wieder auferstehenden Gottheit identifizieren und so für sich eine Deutung von Leben und Tod sowie eine Zukunftsperspektive gewinnen; diese wurde in früher Zeit noch als besseres Dasein in der Unterwelt, später als Aufstieg zur Sternenwelt oder als »Vergöttlichung« aufgefasst. Ethische Motive spielten in den Mysterien keine große Rolle. Die Teilnehmenden unterlagen strengem Schweigegebot gegenüber Außenstehenden. Der Aufnahme als Myste gingen bestimmte Initiationsriten voraus: Auf die Reinigung des Einzuweihenden folgte die Weihe mit Handlungen, die die göttliche Kraft auf den Mysten übertragen und ihn mit der Gottheit verbinden sollten; in der mystischen Schau zeigte der Hierophant den Eingeweihten das »Heilige«.
 
Die ältesten antiken Mysterien bildeten sich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. heraus; in der hellenistischen Epoche breiteten sie sich, stark beeinflusst von orientalischen Kulten, weiter aus. Am bekanntesten waren die Mysterien, die zu Ehren von Demeter und Persephone in Eleusis gefeiert wurden, sowie die Mysterien, in deren Mittelpunkt Kybele und Attis, Isis und Osiris, die Kabiren, Dionysos und Orpheus (Orphik) standen. Zum Teil entwickelten sich daraus eigentliche Mysterienreligionen.
 
Literatur:
 
R. Reitzenstein: Die hellenist. M.-Religionen nach ihren Grundgedanken u. Wirkungen (31927, Nachdr. 1980);
 F. Cumont: Die oriental. Religionen im röm. Heidentum (a. d. Frz., 81981);
 W. Burkert: Antike M. Funktionen u. Gehalt (1990);
 W. Burkert: Wilder Ursprung. Opferritual u. M. bei den Griechen (1990);
 M. Giebel: Das Geheimnis der M. Antike Kulte in Griechenland, Rom. u. Ägypten (Zürich 1990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Mysterien: Kultische Feste zu Ehren von Demeter und Dionysos
 
Mysterien und das frühe Christentum
 
Mysterienreligionen im alten Rom
 

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Mys|te|ri|en [2: griech. myste̅́ria]: 1. Pl. von ↑Mysterium. 2. bestimmten Gottheiten geweihte Geheimkulte, kultische Feiern zu Ehren einer Gottheit in der Antike.

Universal-Lexikon. 2012.