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Massentierhaltung
Mạs|sen|tier|hal|tung 〈f. 20; unz.〉 massenhafte Tierhaltung auf engem Raum (um größtmöglichen Ertrag zu erzielen, z. B. Schweinemast od. Hühner in Legebatterien)

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Mạs|sen|tier|hal|tung, die:
technisierte Tierhaltung in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte.

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Massentierhaltung,
 
Intensivhaltung, Bezeichnung für die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum, wird heute im landwirtschaftlichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet. Kennzeichnend für die Massentierhaltung ist der geringstmögliche Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung sowie die Verwendung mechanischer Einrichtungen für die Unterbringung und Haltung der Tiere. In den letzten Jahrzehnten nahmen in der gesamten Nutztierhaltung Technik und Rationalisierung eine vorrangige Stellung ein; dies erforderte zunehmendes Fachwissen im Bereich der Produktionstechnik (z. B. über gezielte Stallklimaführung, Hygienemaßnahmen). In den Hintergrund traten dagegen individuelle Betreuung und die Berücksichtigung der arteigenen Bedürfnisse der Nutztiere. Die Massentierhaltung wirft in ethischer, tierschutzrechtlicher, lebensmittelrechtlicher und ökologischer Hinsicht viele Probleme auf. Große Bestände und technisierte Haltungsformen haben sich zunächst v. a. bei Geflügel durchgesetzt, dann auch bei Kälbern, Rindern und Schweinen.
 
Die Umstellung der Tierhaltung auf Massentierhaltung erfolgte unter dem Druck, kostengünstig produzieren zu müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu diesem Zweck musste die »Tierproduktion« möglichst zeit-, arbeits- und raumsparend gestaltet werden, was mit einer völligen Umstellung der Lebensweise der Tiere einhergeht. Der Lebensraum ist auf ein Minimum eingeschränkt. Durch eine EG-Verordnung von 1987 wurden bestimmte Mindestgrößen festgelegt, so z. B. bei Batteriehaltung von Hühnern eine Fläche von 450 cm2 (etwa eine ¾ Schreibmaschinenseite) pro Henne. Um das arbeitsintensive Einstreuen und Entmisten zu sparen, werden die Tiere in Käfigen gehalten oder auf teilperforierten Böden oder Ganzspaltenböden. Um Futter zu sparen und Kannibalismus zu verhindern, werden v. a. Masttiere in Dunkel- und Dämmerlichtställen, bei ständig kontrolliertem, gleich bleibendem Stallklima gehalten, sodass der normale Tagesrhythmus wegfällt. Tiere aus Massentierhaltung zeigen eine Vielzahl von Beeinträchtigungen, so massive Verhaltensstörungen (z. B. Kannibalismus), Lecksucht, mangelhafte Ausbildung des Verdauungssystems (v. a. bei Kälbern), Atembeschwerden, Blutarmut; hauptsächlich infolge der engen, bewegungsarmen Haltung, des einseitigen Nahrungsangebots sowie stets gleich bleibender Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind die Tiere insgesamt sehr viel krankheitsanfälliger. Zur Kompensation dieser negativen Folgen werden neben der Dunkelhaltung die verschiedensten Maßnahmen ergriffen; Verabreichung von Medikamenten (v. a. Antibiotika), Kupieren der Schwänze bei Lämmern und Ferkeln, Kürzen von Krallen und Hornteilen des Schnabels.
 
Diesen Haltungsbedingungen stehen die Forderungen des Tierschutzes gegenüber: Die Tiere müssen sich in ihren Ställen frei bewegen können, auf festem Boden mit Stroheinstreu stehen, Fenster für Frischluft und Tageslicht in den Ställen haben und artgerecht gefüttert werden; außerdem wird das Verbot der Kastration von Jungtieren ohne Betäubung gefordert.
 
Abgesehen von Antibiotikarückständen sind die Produkte der Massentierhaltung oft von minderer Qualität. Das Fleisch hat zwar - entsprechend den geänderten Verbraucherwünschen - einen niedrigeren Fettgehalt, dafür ist der Wassergehalt sehr hoch und es enthält weniger Vitamine. In »Batterieeiern« wurden bis zu 50 % weniger Vitamine als in Eiern von Freilandhühnern nachgewiesen.
 
Problematisch ist auch die Frage der Futtermittelproduktion für die Massentierhaltung. Es werden in der Regel gekaufte Futtermittel verwendet, wobei rd. ein Viertel der Gesamtmenge aus dem Ausland stammt, v. a. Getreide und Sojaeiweiß. Die im Rahmen der Massentierhaltung produzierten Überschüsse werden wiederum verfüttert oder unter erheblichem Kostenaufwand gelagert.
 
Zu einem ernsten Problem wird, v. a. in bestimmten Regionen, die Beseitigung der in der Massentierhaltung anfallenden Kot- und Harnmengen; größte Schwierigkeiten bereitet die bei der einstreulosen Haltung anfallende Gülle. Große Mastbetriebe sind, um die Güllemengen ausbringen zu können, auf landwirtschaftliche Nutzflächen angewiesen. In vielen Bereichen ist die Selbstreinigungskraft der überdüngten Böden aber bereits erreicht oder überschritten. (Mast, Tierhaltung)
 
Literatur:
 
Verhalten landwirtschaftl. Nutztiere, hg. v. H. Bogner u. a. (1984);
 G. M. Teutsch: Lex. der Tierschutzethik (1987);
 N. Kleinschmidt u. W.-M. Eimler: M. (1991).

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Mạs|sen|tier|hal|tung, die: technisierte Tierhaltung in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte: Der übertriebene Einsatz bakterienkillender Antibiotika sowohl in der Medizin als auch in der M. lässt immer mehr Bakterien resistent werden (Wirtschaftswoche 15, 1999, 113).

Universal-Lexikon. 2012.