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Kartäuser
Kar|täu|ser 〈m. 3
1. Mitglied des Kartäuserordens
2. Chartreuse, ein (ursprünglich von den Kartäusern hergestellter) Likör
[<mhd. kartuser;Kartause]

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Kar|täu|ser, der; -s, -:
1. Angehöriger des Kartäuserordens.
2. Kartäuserlikör.

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Kartäuser,
 
lateinisch Ọrdo Cartusiẹnsis, Abkürzung OCart, kontemplativer Orden; gegründet von Bruno von Köln, der 1080 seine einflussreiche Stellung als Leiter der Kathedralschule und Kanzler des Erzbischofs von Reims aufgab, zunächst einige Zeit bei Robert von Molesme, dem Gründer der Zisterzienser, verbrachte und sich dann mit einigen Gefährten in die Einsamkeit zurückzog. Erzbischof Hugo von Grenoble (* 1053, ✝ 1132) stellte ihm 1084 das Gebiet nördlich von Grenoble, die Chartreuse (lateinisch Cartusia), zur Gründung eines Klosters (Kartause) zur Verfügung. Die ersten Kartäuser lebten nicht nach einer bestimmten Regel; Maßstab waren die Heilige Schrift, die Wüstenväter sowie das Beispiel Brunos. Die »Consuetudines« (Bräuche, Gewohnheiten) wurden 1127 aufgezeichnet und 1143 von Papst Innozenz II. gebilligt. Nach der Übernahme durch sämtliche Kartausen (38 bis zum Jahr 1200, davon zwei für Frauen) wurden sie zur Regel des neuen Ordens. In den folgenden drei Jahrhunderten erlebte der Orden ein fast ununterbrochenes Wachstum, bis er zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit 195 Kartausen seine größte Ausdehnung erreichte. Die Priestermönche der Kartause leben in kleinen Einzelhäusern innerhalb der Kartause. Sie sind zu Einsamkeit und Schweigen verpflichtet. - Heute (1996) bestehen noch 23 Kartausen, davon fünf für Frauen, mit rd. 380 Mönchen und 80 Nonnen. In Deutschland und in der Schweiz gibt es je eine Kartause (Marienau im Allgäu; La Valsainte bei Charmey [Kanton Freiburg]); in Österreich bestanden bis zur Aufhebung der kontemplativen Orden durch Joseph II. (1782) drei Kartausen.
 
Literatur:
 
Aux sources de la vie cartusienne, 3 Bde. (Saint-Pierre-de-la-Chartreuse 1960);
 
Analecta Cartusiana, auf zahlr. Bde. ber. (Salzburg 1970 ff.);
 A. Gruys: Cartusiana. Un instrument heuristique, 3 Bde. (Paris 1976-78);
 
Die K. Der Orden der Schweigenden Mönche, hg. v. M. Zadnikar (1983);
 R. B. Lockhart: Botschaft des Schweigens. Das verborgene Leben der Kartäuser (a. d. Engl., 1987);
 G. Posada: Der heilige Bruno, Vater der K. Ein Sohn der Stadt Köln (a. d. Span., 1987);
 
Kartause Marienau. Ein Ort der Stille u. des Gebets, hg. v. O. Beck (21990);
 
Gott schauen. K.-Mönche beschreiben den Weg zur Kontemplation, hg. v. G. D. Lorenzi (a. d. Ital., 1996).

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Kar|täu|ser, der; -s, -: 1. Angehöriger des Kartäuserordens. 2. Kartäuserlikör.

Universal-Lexikon. 2012.