Ju|gend|psy|cho|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Teil der Psychologie, Erforschung der seel. Entwicklung von Jugendlichen
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Jugendpsychologie,
Zweig der Entwicklungspsychologie, der sich speziell mit dem Erleben und Verhalten der Jugendlichen befasst. Die moderne Jugendpsychologie versucht in diesem Zusammenhang nicht nur die Auswirkungen der während der Pubertät ablaufenden biologischen Reifeprozesse abzuklären, sondern auch die psychische Situation der Jugendlichen aus ihrer spezifischen sozialen Situation heraus zu verstehen. Dabei spielt eine besondere Rolle, dass die Jugendlichen in der arbeitsteiligen Gesellschaft keinen voll anerkannten, ihrer biologischen Reife entsprechenden sozialen Status haben. Diese Diskrepanz ist eine Quelle häufiger Konflikte. Nicht selten reagieren Jugendliche aus einer inneren Verunsicherung heraus, die sich z. B. in Form ernster Identitätskrisen äußern kann.
Am Beginn der Jugendpsychologie standen sich eine von der These einer biogenetischen Determination ausgehende Jugendpsychologie und der geisteswissenschaftlich-kulturphilosophische Ansatz (E. Spranger, »Psychologie des Jugendalters«, 1924) gegenüber. Versuche einer Einteilung des Jugendalters in Entwicklungsabschnitte gibt es seit 1904. Ein von der psychosexuellen Entwicklung ausgehendes Stufenkonzept des Jugendalters entwarf Charlotte Bühler (»Kindheit und Jugend«, 1928). Heute wird von einem Pluralismus von Altersstufen ausgegangen, daraus ergibt sich die Unverbindlichkeit von Periodisierungen. Die Jugendpsychologie legt das Jugendalter heute im Allgemeinen ins 14.-18. Lebensjahr und schiebt sein Ende je nach individueller Entwicklung bis ins 25. Lebensjahr und weiter hinaus. In der deutschen Fachliteratur werden die Begriffe Jugend und Adoleszenz gleichbedeutend gebraucht. Wichtige Untersuchungen zur psychophysischen Entwicklung lieferten u. a. A. L. Gesell und E. H. Erikson, welcher bei der Identitätsfindung am Ende der Adoleszenz den kulturanthropologischen Aspekt hervorhebt. Den endogen ausgeformten Reifungsprozessen wird heute infolge der höheren Einschätzung von Sozialisationsprozessen die Rolle zugewiesen, Verhaltens- und Lernprozesse erst zu ermöglichen, deren Inhalte und Verlauf von soziokulturellen Faktoren entscheidend gelenkt werden, wobei häufig auch eine Orientierung an Jugendkultur und Gruppen von Gleichaltrigen erfolgt. Die Jugendpsychologie hat auch teil an interdisziplinären sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Jugendforschung.
R. Döbert u. G. Nunner-Winkler: Adoleszenzkrise u. Identitätsbildung. Psych. u. soziale Aspekte des Jugendalters in modernen Gesellschaften (1975);
R. Oerter u. a.: Entwicklungspsychologie. Ein Lb. (1982);
O. Ewert: Entwicklungspsychologie des Jugendalters (1983);
D. Baacke: Die 13- bis 18jährigen. Einf. in Probleme des Jugendalters (41985).
Weitere Literatur: Entwicklungspsychologie, Jugendsoziologie.
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Ju|gend|psy|cho|lo|gie, die: Teilgebiet der Psychologie, das sich speziell mit dem Verhalten Jugendlicher, bes. mit den Auswirkungen des Reifungsprozesses während der Pubertät, befasst.
Universal-Lexikon. 2012.