Entwicklungspsychologie,
Teilgebiet der Psychologie, dessen Gegenstandsbereich die Beschreibung und Erforschung vorwiegend der ontogenetischen Entwicklung des Verhaltens von Individuen und Gruppen ist. Ende des 19. Jahrhunderts durch den Einfluss der Evolutionstheorie C. Darwins als selbstständige Teildisziplin der Psychologie konstituiert, beschränkte sich die Entwicklungspsychologie zunächst auf eine chronologisch möglichst getreue Beschreibung individueller Entwicklungsverläufe. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese nicht repräsentative Verfahrensweise aufgegeben. Seither versucht die Entwicklungspsychologie, an großen Gruppen gleichaltriger Individuen Durchschnittsnormen des Entwicklungsstandes in den verschiedenen Bereichen der Verhaltensentwicklung festzustellen (Querschnittuntersuchung) oder den Entwicklungsverlauf in bestimmten Funktionsbereichen durch langfristige Beobachtung kleiner Gruppen gleichaltriger Individuen (Längsschnittuntersuchung) zu untersuchen. Daneben beschäftigt sich die Entwicklungspsychologie heute in zunehmendem Maße mit Fragen der Entwicklungstheorie und versucht im Labor- und Feldexperiment zu klären, durch welche Bedingungen und über welche Lernprozesse der Entwicklungsprozess beeinflusst wird und gesteuert werden kann.
E., hg. v. O. M. Ewert (1972);
H. Nickel: E. des Kindes- u. Jugendalters, 2 Bde. (Bern 3-41972-82);
R. Oerter: Moderne E. (201984).
Universal-Lexikon. 2012.