Akademik

Bodenorganismen
Bo|den|or|ga|nis|men 〈Pl.〉 pflanzliche u. tierische Lebewesen, die in den oberen Erdschichten leben; Sy Edaphon

* * *

Bodenorganismen,
 
Edaphon, Lebensgemeinschaft von ständig frei im Boden lebenden Organismen, deren Haupttätigkeiten Abbau und Mineralisierung toter organischer Substanz (z. B. Falllaub) sind.
 
Zur Bodenflora (Mikroflora) zählen die Bakterien, Strahlenpilze, Pilze und Algen, nicht aber die im Boden wurzelnden höheren Pflanzen. Die Bodenbakterien stellen darunter die bedeutendste Gruppe dar. Die heterotrophe Lebensweise überwiegt. Ausnahmen sind z. B. die der photoautotroph lebenden Bodenalgen (v. a. Blau- und Grünalgen), die die dünne Wasserschicht auf oder zwischen den Bodenteilchen besiedeln, sowie chemoautotrophe Organismen, so z. B. Nitrifikanten (Oxidation von Ammonium zu Nitrit beziehungsweise Nitrat) oder Eisen- und Schwefelbakterien (Oxidation von Eisen- und Schwefelverbindungen). Zu den wichtigsten Leistungen der Bodenflora gehören die Zersetzung und Humifizierung der toten Pflanzensubstanz, die Verklebung von Bodenpartikeln zu Aggregaten des Bodengefüges durch Schleimabsonderung und Umspinnen durch Pilzhyphen, Algenfäden und Bakterienkolonien (»Lebendverbau«) sowie die Bindung, Umformung und Freisetzung von Stoffen im Kreislaufgeschehen, z. B. des Kohlenstoffs und Stickstoffs. Im Zusammenleben von Mikroflora und höheren Pflanzen nimmt die Rhizosphäre eine Sonderstellung ein, Mikroflora und Wurzeln fördern sich gegenseitig, v. a. erhöht sich die Dichte und Zusammensetzung der Bakterienflora in der unmittelbaren Wurzelumgebung. Neben dieser lockeren Gemeinschaft spielen eine wichtige Rolle die enge Wechselbeziehung zwischen Luftstickstoff bindenden Bakterien in den Wurzelknöllchen v. a. der Leguminosen sowie die Mykorrhiza, eine durch histologische Verbindung gekennzeichnete Form des Zusammenlebens zwischen Pilzen und Wurzeln der höheren Pflanzen. Die Mikroflora spielt auch eine wichtige Rolle für das »antiphytopathogene Potenzial des Bodens«, d. h. dessen Abwehrkräfte gegenüber einseitigen Verschiebungen im biologischen Gleichgewicht, wie sie z. B. durch vermehrtes Auftreten von Pflanzenparasiten entstehen. Es beruht auf dem antagonistischen Beziehungsgefüge zwischen der bodeneigenen Mikroflora und den Schadorganismen und hängt vom Pflanzenbestand und der Humusversorgung ab.
 
Die Bodenfauna wird gebildet von Tieren, die lebenslang, zeitweilig oder im Generationswechsel den Boden bewohnen. Der Größe nach gliedert man in Mikrofauna (0,001-0,2 mm), Meso- oder Meiofauna (0,2-2 mm), Makrofauna (2-20 mm) und Megafauna (> 20 mm). Zahlenmäßig herrschen Protozoen vor. Bedeutung haben ferner Fadenwürmer (Nematoden), kleine Borstenwürmer (Enchytraeiden) und v. a. Regenwürmer (Lumbriciden). Unter den zahllosen Arthropoden sind häufige Vertreter Milben (Acari) und Hornmilben (Orbatiden) sowie Springschwänze (Collembolen), Ameisen und Termiten. Vertreter der Wirbeltiere sind Maulwürfe, Wühlmäuse, Hamster, Ziesel und Erdhörnchen, zum andern kommen in südlichen Ländern auch bodenbewohnende Schlangen (Typhlopidae) und Eidechsen (Ringelechsen, Amphisbaenidae) vor. Der Lebensraum der Mikro- und Mesofauna sind »Kleinhöhlen«, in die sie ohne Veränderung des Bodengefüges eindringen können. Die Bodenschwimmer leben in groben Bodenporen mit Haftwasser in den Porenwinkeln und als Film auf den Bodenteilchen. Wühlende und grabende Bodentiere gehören in der Regel zur Makro- und Megafauna. Die Regenwürmer fressen sich durch den Boden hindurch. Ihre Kotaggregate hinterlassen das sehr stabile Wurmlosungsgefüge. Die zu den Bioporen zählenden, dauerhaften Wurmröhren stellen oft den Großteil der Grobporen im Boden dar. Wühlende und grabende Bodentiere zerkleinern überdies Pflanzenrückstände und Tierleichen, vermischen sie mit dem Mineralboden (Bioturbation) und fördern so die Humifizierung. Zugleich wird dadurch der Boden homogenisiert und gelockert.

Universal-Lexikon. 2012.