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Zhou Enlai
Zhou Enlai
 
[dʒɔʊ-], Chou En-lai, Tschou En-lai, chinesischer Politiker, * Huai'an (Provinz Jiangsu) 1898, ✝ Peking 8. 1. 1976; aus einer Beamtenfamilie, in konfuzianischer Tradition erzogen, studierte 1917-19 in Japan, schloss sich 1919 der revolutionären »Vierten-Mai-Bewegung« an. 1920-24 als Werkstudent in Europa, gründete er in Paris eine europäische Zelle der chinesischen KP. Ab 1924 wieder in China, erhielt 1924 leitende Funktionen sowohl in der KP als auch in der mit ihr verbundenen Kuo-min-tang (KMT); er leitete u. a. die politische Abteilung der Militärakademie in Huangpo bei Kanton.
 
Nach dem Bruch zwischen KMT und KP (April 1927) wählte der Parteitag Zhou Enlai im Mai 1927 in das ZK und das Politbüro der KP. Im August 1927 beteiligte er sich führend am Nanchangaufstand. In der von Mao Zedong gegründeten »Chinesischen Sowjetrepublik« (1931-34) in der Provinz Jiangxi war er Mitglied des Exekutivrates und des Zentralen Revolutionären Militärrates. Über militärstrategische Fragen (Bedeutung des Guerillakrieges) geriet er mit Mao Zedong in Konflikt. 1933 wurde Zhou Enlai Politkommissar aller kommunistischen chinesischen Streitkräfte. Auf dem Langen Marsch (1934/35) entwickelte sich Zhou Enlai nunmehr zu einem der engsten Gefolgsleute Mao Zedongs. Im Dezember 1936 beteiligte er sich auf kommunistischer Seite führend an den Verhandlungen mit Chiang Kai-shek über die Errichtung einer neuen Einheitsfront der KP mit der KMT. In diesem Sinne leitete er während des 1937 ausgebrochenen chinesisch-japanischen Krieges das Verbindungsbüro der KP zur KMT-Regierung in Chongqing.
 
Nach dem Scheitern dieses erneuerten Bündnisses im Zweiten Weltkrieg und dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg (1947-49) wurde Zhou Enlai am 1. 10. 1949 Ministerpräsident der Volksrepublik China, 1949-58 auch Außenminister, ab 1954 auch Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes. Mit der Konstituierung des Ständigen Komitees des Politbüros (1956) war er auch Mitglied des höchsten Gremiums der KP. Als konsequenter, aber flexibler Verhandlungspartner trug er entscheidend zum internationalen Ansehen seines Landes bei. Seit der Bandungkonferenz (1955) suchte Zhou Enlai sein Land als Sprecher v. a. der Staaten der Dritten Welt und als eine führende Macht zwischen den Weltmächten USA und UdSSR darzustellen. Trotz gelegentlicher Angriffe gegen seine politische Haltung behauptete er während der Kulturrevolution seine innenpolitische Position. Seit dem Ende der Kulturrevolution suchte er - eine vorsichtig pragmatische Linie verfolgend - gemaßregelte oder verfolgte Kommunisten, u. a. Deng Xiaoping, zu rehabilitieren.
 
Literatur:
 
Han Suyin: Eldest Son. Z. E. and the making of modern China 1898-1976 (London 1994).

Universal-Lexikon. 2012.