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Wöhler
Wöhler,
 
1) August, Ingenieur, * Soltau 22. 6. 1819, ✝ Hannover 21. 3. 1914; ab 1840 im Eisenbahnbau tätig. Wöhler führte experimentelle und theoretische Untersuchungen von Materialeigenschaften durch und entwickelte entsprechende Apparate und Methoden. Insbesondere stellte er 1855 Biegungsgleichungen für Gitterbalken auf, führte 1856 den Dauerschwingversuch ein und legte 1876 Festigkeitsvorschriften für Eisen und Stahl vor. Wöhler zählt damit zu den Begründern der modernen Werkstoffprüfung.
 
Literatur:
 
C. Matschoss: Männer der Technik (1925, Nachdr. 1985).
 
 2) Friedrich, Chemiker, * Eschersheim (heute zu Frankfurt am Main) 31. 7. 1800, ✝ Göttingen 23. 9. 1882; wandte sich nach Abschluss eines Medizinstudiums auf Anraten L. Gmelins der Chemie zu; arbeitete 1823/24 bei J. J. von Berzelius in Stockholm; unterrichtete ab 1825 an der städtischen Gewerbeschule in Berlin (ab 1828 als Professor), ab 1831 an der Gewerbeschule in Kassel und ab 1836 an der Universität Göttingen. Wöhler war einer der bedeutendsten Chemiker seiner Zeit. Er stellte Jodcyan und Cyansäure dar, entdeckte die Isomerie von Knall- und Cyansäure, synthetisierte Hydrochinon und Acetylen und stellte Calciumcarbid und Phosphor her. Er arbeitete über Benzoesäure und das Benzoylradikal, die katalytische Zerlegung von Amygdalin, über Harnsäurederivate, Opiumalkaloide, Siliciumwasserstoffe, die Verwendung von Metalloxiden bei katalytischen Reaktionen sowie über chemische Prozesse bei hohen Temperaturen und Drücken. Wöhler isolierte u. a. die Elemente Aluminium, Beryllium, Silicium und Bor sowie das Kokain. Seine Synthese von »organischem« Harnstoff aus »anorganischem« Ammoniumcyanat (1828) gilt heute als Markstein in der Geschichte der Chemie. - Ab 1838 gab Wöhler mit J. von Liebig die »Annalen für Chemie und Pharmacie« heraus.

Universal-Lexikon. 2012.