Akademik

Varnhagen von Ense
Vạrnhagen von Ẹnse
 
[f-],
 
 1) Karl August, Diplomat und Schriftsteller, * Düsseldorf 21. 2. 1785, ✝ Berlin 10. 10. 1858, Ȋ mit 2); Offizier in österreichischen, dann in russischen Diensten, nahm an den Befreiungskriegen teil, begleitete K. A. von Hardenberg zum Wiener Kongress und nach Paris, wurde dann preußischer Vertreter am badischen Hof, jedoch 1819 - demokratische Neigungen verdächtigt - nach Berlin abberufen. Dort war er mit seiner Frau Rahel Mittelpunkt eines literarischen Salons. Varnhagen von Ense, der 1804-06 mit A. von Chamisso den »Grünen Musenalmanach« herausgegeben hatte, schrieb zunächst Erzählungen und Gedichte, später widmete er sich der Geschichtsschreibung (»Biographische Denkmale«, 5 Bände, 1824-30) und der literarischen Kritik, wobei er das Junge Deutschland unterstützte. Zeitgeschichtlich wertvoll sind seine »Tagebücher« (14 Bände, herausgegeben 1861-70; Registerband 1905) und sein umfangreicher Briefwechsel u. a. mit A. von Humboldt, K. W. Fürst von Metternich, H. Heine, Bettina von Arnim, Chamisso und T. Carlyle. Er wirkte auch als Vermittler und Übersetzer russischer Dichtung.
 
Ausgaben: Werke, herausgegeben von K. Feilchenfeldt, 5 Bände (1987-94); Schriften und Briefe, herausgegeben von W. Fuld (1991).
 
 2) Rahel, geboren Levin ['leːvin, le'viːn], führte ab 1810 den Namen R. Robert, Schriftstellerin, * Berlin 19. 5. 1771, ✝ ebenda 7. 3. 1833, Ȋ mit 1); Tochter eines jüdischen Kaufmanns; trat 1814 - unmittelbar vor ihrer Heirat - zum Christentum über und nahm die Vornamen Antonie Friederike an; wurde bekannt durch ihren von einer besonderen Goethe-Verehrung geprägten Salon in Berlin, in dem sie einen großen Kreis von Literaten, Philosophen und Künstlern um sich versammelte. Kulturgeschichtlich bedeutend sind ihre von ihrem Mann herausgegebenen Briefe und Aufzeichnungen »Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde« (1833) und »Galerie von Bildnissen aus Rahel's Umgang und Briefwechsel« (2 Teile, 1836).
 
Ausgaben: Gesammelte Werke, herausgegeben von K. Feilchenfeldt u. a., 10 Bände (1834-77, Nachdruck 1983); Briefwechsel, herausgegeben von F. Kemp, 4 Bände (21979); Briefe und Aufzeichnungen, herausgegeben von D. Bähtz (1992).
 
Literatur:
 
B. Hahn: »Antworten Sie mir!« Rahel Levin Varnhagens Briefwechsel (1990);
 H. Arendt: R. V. Lebensgesch. einer dt. Jüdin aus der Romantik (Neuausg. 91997);
 C. Stern: Der Text meines Herzens. Das Leben der R. V. (Neuausg. 1997).
 

Universal-Lexikon. 2012.