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Sozialrevolutionäre
Sozialrevolutionäre,
 
1901/02 entstandene russische Partei, hervorgegangen aus radikalen Gruppen der Narodniki (besonders Narodnaja Wolja). Die Sozialrevolutionäre erstrebten im Unterschied zu den Marxisten über freie Assoziationen von Kleinproduzenten einen bäuerlichen Sozialismus; im Kampf gegen den Zarismus bedienten sie sich v. a. des individuellen Terrors (Ermordung u. a. des Innenministers Wjatscheslaw K. Plewe [* 1846, ✝ 1904], des Großfürsten Sergej Aleksandrowitsch [* 1857, ✝ 1905] und des Ministerpräsidenten P. A. Stolypin). Nach der Februarrevolution 1917 zeitweilig an der Provisorischen Regierung beteiligt (u. a. durch A. F. Kerenskij), waren die Sozialrevolutionäre (1917 rd. 400 000 Mitglieder), von denen sich eine linke, zeitweilig mit den Bolschewiki verbündete Gruppe abgespalten hatte, die stärkste Gruppe der im November 1917 gewählten Konstituierenden Versammlung und stellten mit Wiktor M. Tschernow (* 1873, ✝ 1952) deren Präsident. Nach der Auflösung der Konstituante durch die Bolschewiki (Januar 1918), dem Austritt der linken Sozialrevolutionäre aus der Regierung (Frühjahr 1918) aus Protest gegen den Frieden von Brest-Litowsk, einem missglückten sozialrevolutionären Aufstand im Juli 1918 und Attentatsversuchen einzelner Sozialrevolutionäre auf führende bolschewistische Politiker (u. a. von F. J. Kaplan auf Lenin am 30. 8. 1918) wurden sie verfolgt und auch aus den Regional- und Lokalsowjets verdrängt. Im Bürgerkrieg kämpften viele von ihnen gegen die Bolschewiki und beteiligten sich an antibolschewistischen Gegenregierungen (u. a. Ufaer Direktorium 1918); bis 1922 wurde die Partei ausgeschaltet, ein Teil ihrer Führer emigrierte.

Universal-Lexikon. 2012.