Sikọrski,
1) Kazimierz, polnischer Komponist, * Zürich 28. 6. 1895, ✝ Warschau 23. 7. 1986; studierte in Warschau, Lemberg und Paris, wirkte als Kompositionslehrer in Lodz und Warschau. Viele jüngere polnische Komponisten waren seine Schüler. Er veröffentlichte eine Instrumentationskunde (»Instrumentoznawstwo«, 1932), eine Harmonielehre (»Harmonia«, 3 Bände, 1948-49) und eine Kontrapunktlehre (»Kontrapunkt«, 3 Bände, 1953-57). In seinen Kompositionen - vier Sinfonien, mehrere Instrumentalkonzerte, zwei Streichquartette und Kirchenmusik - zeigt sich eine bedeutsame Wandlung von spätromantischen Anfängen zu neueren Satzstrukturen und Ausdrucksweisen bis hin zu seriellen Techniken.
2) Władysław, polnischer General und Politiker, * Tuszów Narodowy (bei Mielec) 20. 5. 1881, ✝ (Flugzeugunglück) Gibraltar 4. 7. 1943; leitete 1914-17 das Militärdepartement des Obersten Nationalkomitees in Krakau und vertrat in dieser Stellung den Gedanken, einen polnischen Staat im Verbund mit Österreich-Ungarn zu errichten (»austropoln. Lösung«). 1920 war er Armeeführer, 1921-22 Chef des Generalstabs, 1922-23 Ministerpräsident, 1924-25 Kriegsminister; 1928 nahm er als Gegner J. Piłsudskis den Abschied. 1936 versuchte er vergeblich, eine Opposition gegen das autoritäre polnische Regierungssystem aufzubauen. Am 30. 9. 1939 übernahm Sikorski in Paris das Amt des Ministerpräsidenten der polnischen Exilregierung und den Oberbefehl der polnischen Truppen im Exil. Am 30. 7. 1941 schloss er unter britischen Druck gegen starke Opposition ein Bündnis mit der UdSSR. Im Dezember 1941 verhandelte er - unter Ausklammerung der Grenzfragen - ohne sichtbaren Erfolg mit Stalin. Im April 1943 ließ er es aufgrund der Leichenfunde von Katyn zum Bruch mit der sowjetischen Regierung kommen. Sein Tod, dessen Umstände nicht völlig geklärt sind, schwächte die Stellung der polnischen Exilregierung entscheidend. - Das Londoner »General-Sikorski-Institut« bemüht sich um die Geschichtsschreibung des Zweiten Weltkriegs.
M. Kukiel: General S. (a. d. Poln., London 1970).
Universal-Lexikon. 2012.