Cọlmar,
Stadt im Oberelsass, Verwaltungssitz des Départements Haut-Rhin, Frankreich, 63 500 Einwohner; Colmar liegt 196 m über dem Meeresspiegel, in der Oberrheinebene, vor dem Ausgang des Münstertals und des Kaysersbergtals aus den Vogesen, an der Lauch; durch einen Zweigkanal mit dem Rhein-Rhône-Kanal verbunden. Technologisches Institut, Theater, Museen; Verlage, Textil-, feinmechanische, Kunststoff- und Nahrungsmittelindustrie, Aluminiumwerke; Zentrum des elsässischen Weinbaus mit Weinmesse; Fremdenverkehr.
Colmar hat einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern mit zahlreichen Fachwerkbauten. Bedeutendstes kirchliches Bauwerk ist die gotische Pfarrkirche Sankt Martin, so genanntes Münster (um 1170 über Vorgängerbau begonnen, Hauptbauzeit nach 1234 bis Ende 15. Jahrhundert; Chor 1375 vollendet; Turmhelm des Südturms 1575, Wahrzeichen von Colmar); Dominikanerkirche (1283 begonnen, Chor 1283-91; bedeutendstes Ausstattungsstück ist M. Schongauers Gemälde »Maria im Rosenhag«, 1473); Franziskanerkirche (1292-1340, 1491 und im 18. Jahrhundert erneuert). Im Musée d'Unterlinden (ehemaliges Dominikanerinnenkloster, 1232 gegründete, Kirche 1252-69 erbaut) der Isenheimer Altar von M. Grünewald, u. a. zwei doppelseitig bemalte Altarflügel des »Orlier-Altars« von M. Schongauer und Werke der oberelsässischen Kunst. Unter den zahlreichen Bürgerbauten sind hervorzuheben: Kaufhaus (»Ancienne Douane«, ein Gebäudekomplex verschiedener Epochen, gotisches Lagerhaus 1480), Pfisterhaus (1537), Arkadenbau (1606), Kopfhaus (1609), Rathaus (Ende 18. Jahrhundert), die Häuser am Obstmarkt und am Münsterplatz sowie das Viertel rechts und links der Lauch (»La Petite Venise«).
Colmar, 823 als Columbarium erstmals erwähnt, war ursprünglich ein karolingischer Königshof. In seiner Nähe, auf dem Lügenfeld, fand 833 die Zusammenkunft Kaiser Ludwigs des Frommen mit seinen Söhnen statt. Die hochmittelalterliche Siedlung Colmar erhielt 1226 Marktrecht und 1278 Stadtrecht. Colmar schloss sich als reichsunmittelbare Stadt 1354 dem Elsässischen Zehnstädtebund (Dekapolis) an, nachdem es 1246 zunächst dem Oberrheinischen und 1255 dem Rheinischen Städtebund beigetreten war. Seit 1282 wurde es zu einer der stärksten Festungen des Reichs ausgebaut. 1648 erhielt der französische König die Vogtei über den Elsässischen Städtebund. 1673 bemächtige er sich der Stadt, deren Festungswerke er schleifen ließ. Unter französischer Herrschaft wurde das seit 1575 reformierte Colmar rekatholisiert. 1790 wurde Colmar die Hauptstadt des Départements Haut-Rhin; 1871-1918/19 war es Hauptstadt des Bezirks Oberelsass im deutschen Reichsland Elsass-Lothringen.
Universal-Lexikon. 2012.