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Sangallo
Sangạllo,
 
italienischer Baumeister- und Bildhauerfamilie aus Florenz. - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Antonio da, der Ältere, eigentlich A. Giamberti [dʒam'bɛrti], Bruder von 3) und Onkel von 2), * Florenz um 1455, ✝ ebenda 27. 12. 1534; tätig als Festungsingenieur und häufig in Werkstattgemeinschaft mit seinem Bruder Giuliano. Schuf mit der Kirche Santa Maria di San Biagio in Montepulciano (1518 ff.), einem Kuppelbau über griechischem Kreuz, den vollkommensten Zentralbau der Renaissance.
 
Literatur:
 
G. Satzinger: A. da S. d. Ä. u. die Madonna di San Biagio bei Montepulciano (1991).
 
 2) Antonio da, der Jüngere, eigentlich A. Cordiani, * Florenz um 1483, ✝ Terni 3. 8. 1546, Neffe von 1) und 3); Schüler seiner Onkel sowie von Bramante; seit 1520 (seit 1539 leitender) Baumeister der Peterskirche in Rom (nicht ausgeführte Entwurfszeichnungen). Neben M. Sanmicheli der erste Festungsbaumeister der Zeit (Pläne für Caprarola, ausgeführt nur der Sockelbau des Palazzo, nach 1521; Fortezza di Basso, Florenz, 1534 ff.). Führte eine toskanisch herbe, scharf profilierte Formensprache in die römische Hochrenaissance ein. Er gab dem Palazzo Farnese als erstem Stadtpalast die Ausrichtung auf eine Achse und gestaltete dort einen der bedeutendsten Innenhöfe der Hochrenaissance. Die Fassade (ausgeführt von Ottaviano Mascherini) der von Sangallo umgebauten römischen Kirche Santo Spirito in Sassia (1540-44) gilt als Vorform der römisch-barocken Kirchenfassade.
 
Weitere Werke: Santa Maria di Loreto in Rom (Untergeschoss, 1507); Palazzo Baldassini, ebenda (1510-20); Mitarbeit und Vollendung der Villa Madama von Raffael, ebenda (begonnen um 1516/17); Palazzetto Regis, ebenda (1523 ff.; um 1900 verändert); Palazzo del Banco di Santo Spirito in Sassia (1523/24); Innenräume der Capella Paolina im Vatikan (1538-40); Palazzo Sacchetti in Rom (1542 ff.; Hofflügel 1555 ergänzt).
 
Festungswerke in Parma (1525 ff.), Piacenza (1526 ff.), Castro (1534-42) und Ancona (1537).
 
Literatur:
 
A. da S. il Giovane. La vita e l'opera, hg. v. G. Spagnesi (Rom 1986);
 C. Jobst: Die Planungen A.s da S. d. J. für die Kirche S. Maria di Loreto in Rom (1992).
 
 3) Giuliano da, eigentlich G. Giamberti [dʒam'bɛrti], * Florenz um 1445, ✝ ebenda 20. 10. 1516, Bruder von 1), Onkel von 2); knüpfte an die Baugedanken F. Brunelleschis und damit die florentinische Frührenaissance an und schuf mit Santa Maria delle Carceri in Prato (1484-95) den ersten Kuppelbau der Renaissance über griechischem Kreuz. Er wirkte außer in der Toskana in Rom (1514/15 Bauleiter an der Peterskirche).
 
Weitere Werke: Villa Medicea in Poggio a Caiano, bei Florenz (1480-85; monumental gestalteter humanistischer Villenbau mit Tempelfront); Sakristei von Santo Spirito, Florenz (1489-93); Palazzo Gondi, Florenz (1490-94); Santa Maria dell'Anima, Rom (1514).
 
Entwürfe: u. a. für einen Palast für Alfons II. von Neapel (1488), den Palazzo Strozzi in Florenz (vor 1492), die Fassade von San Lorenzo, ebenda (1514), die Peterskirche in Rom (1514/15); Zeichnungen nach der Antike.
 
Literatur:
 
S. Borsi: G. da S. I disegni di architettura e dell'antico (Rom 1985).
 

Universal-Lexikon. 2012.