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Rüstungsproduktion
Rüstungsproduktion,
 
Rüstungs|industrie, im engeren Sinn die Herstellung von Waffen und Munition, im weiteren Sinn die Erzeugung, Instandhaltung und (zunehmend bedeutsam) Entsorgung aller (Rüstungs-)Güter. In der amtlichen Wirtschaftsstatistik wird ein Sektor Rüstungsproduktion nicht definiert. Für die Rüstungsproduktion besonders bedeutsame Wirtschaftszweige sind die Luft- und Raumfahrtindustrie, der Schiffbau, der Fahrzeug- sowie der Maschinenbau und in zunehmendem Maße die elektronische und elektrotechnische Industrie (umfassen zusammen rd. 80 % der Rüstungsproduktion). Die Rüstungsproduktion ist abhängig von der staatlichen Auftragsvergabe, diese ihrerseits von dessen sicherheits-, außen- und wirtschaftspolitischen Zielvorgaben und den hierfür im Staatshaushalt vorgesehenen Mitteln sowie von der Möglichkeit zu Rüstungsexporten. Kostengesichtspunkte werden dabei häufig vernachlässigt, v. a., wenn den über den Rüstungshaushalt entscheidenden Parlamentariern vonseiten des Militärs und der Industrie vermittelt werden kann, dass ein Waffensystem den Sicherheitsbedürfnissen des Landes optimal entgegenkommt. Angesichts angespannter Haushalte kann die Kalkulation, dass höhere Stückzahlen eines Waffensystems den Einzelpreis senken, die Regierungen dazu veranlassen, internationale Kooperationen bei der Rüstungsproduktion (z. B. Eurofighter 2000) sowie den Export in Drittländer (z. B. Fregatten) zu fördern. Dem Bedürfnis, mit Rüstungsprodukten soviel Sicherheit zu »erzeugen« wie nur irgend möglich, entspricht die technische Leistungsmaximierung bei Waffensystemen. Sie bewirkt, dass in der Regel ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Wertschöpfung auf Forschung und Entwicklung entfällt. Die Bemühung, die Auslastung der besonders in Forschung und Entwicklung aufgebauten Kapazitäten durch Initiierung neuer Projekte zu gewährleisten, wird als ein Beitrag zum qualitativen Wettrüsten angesehen. Hierin liegt ein für das Verhältnis von Demokratien zur eigenen Rüstungspolitik bedeutsamer Widerspruch innerhalb des auf Kant zurückgehenden Nutzenkalküls demokratischer Staatsbürger: dieses will gleichermaßen Kosten für Kriegsvorbereitungen wie Opfer auf der eigenen Seite minimieren, und drängt gerade deshalb auf technologische Überlegenheit, die mit hohen Kosten verbunden ist.
 
Die Zahl der Beschäftigten in der Rüstungsproduktion ist weltweit stark rückläufig (1985: 17,4 Mio. 1998: 8,2 Mio. Beschäftigte; in Deutschland 1989: 280 000 1998: 90 000 Personen). Dies hängt sowohl mit der allgemeinen Beschäftigungskrise und dem Produktivitätszuwachs als auch mit den zurückgehenden Beschaffungen der Bundeswehr zusammen. Der Anteil der Rüstungsproduktion an der gesamten deutschen Warenproduktion macht weniger als 2 % aus; er konzentriert sich auf die Küstenländer (besonders Schiffbau) sowie auf Bayern (Luft- und Raumfahrtindustrie). Innerhalb der u. a. Rüstungsgüter produzierenden Unternehmen liegt der reine Anteil der Rüstungsproduktion in Deutschland im Durchschnitt unter 10 %.
 
Die rasante Konsolidierung des Rüstungssektors um die Jahrtausendwende hat sowohl in den USA wie in Europa zu Fusionen geführt; daher sind einige der für 1998/99 noch als größte Rüstungsanbieter geltende Unternehmen inzwischen nicht mehr selbstständig. Der bedeutendste europäische Zusammenschluss erfolgte Mitte 2000 zur European Aeronautic Defence and Space Company (EADS), an der die DaimlerChrysler-Tochter DASA sowie Lagardère (Frankreich) und SEPI (Spanien) die Hauptbeteiligten sind.

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Rụ̈s|tungs|pro|duk|ti|on, die: Produktion (1 a) von Rüstungsgütern.

Universal-Lexikon. 2012.