Ravensburg,
1) Kreisstadt und Große Kreisstadt in Baden-Württemberg, 431 m über dem Meeresspiegel, am Ostrand des weiten, eiszeitlich geformten Talbeckens der mittleren Schussen, 47 000 Einwohner; Fachhochschule Ravensburg-Weingarten, landwirtschaftliche Versuchsstation der Universität Hohenheim, Außenstelle des Astronomischen Institut der Universität Tübingen, Berufsakademie, Institut für sozialpädagogische Berufe, mehrere Fachschulen, Zentrum für Psychiatrie (in Weißenau); Sitz des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben. In Ravensburg, ursprünglich Handelsstadt mit großem landwirtschaftlichen Einzugsgebiet, siedelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts Industrie an: Maschinenbau, Textilfabriken, Verlag, elektrotechnische, feinmechanische u. a. Industrie; Fremdenverkehr.
Gut erhaltenes Ortsbild mit zahlreichen Toren und Türmen des 14. Jahrhunderts, gotisches Rathaus, Kornhaus und Waaghaus (alle 15. Jahrhundert), Brotlaube (1625); vier gotische Sakralbauten: Liebfrauen- oder »Obere Kirche« (14. Jahrhundert) mit Glasgemälden von 1415; katholische Pfarrkirche Sankt Jodokus oder »Untere Kirche« (1385 geweiht), Pfeilerbasilika; ehemalige Karmeliten-, jetzt evangelische Stadtkirche (1349 ff., 1435-37) mit Grabmälern (15.-18. Jahrhundert); Spitalkapelle (1498 geweiht), ein Zentralbau mit Mittelstütze und Netzgewölben. Städtisches Museum (bürgerliche Wohnkultur) im »Vogthaus« (um 1480). Stadtsparkasse von H. Mohl (1984-87).
Ravensburg entstand am Fuß der gleichnamigen, um 1080 errichteten Burg der bayerischen Herzöge. Um 1180 fiel Ravensburg an die Staufer, vor 1276 wurde es Reichsstadt, deren größte Blüte (zwischen 1380 und 1530) mit dem Florieren der »Großen Ravensburger Handelsgesellschaft«, einer v. a. im Leinwandhandel tätigen Gesellschaft, zusammenfiel. Seit Einführung der Reformation waren die öffentlichen Ämter konfessionell paritätisch besetzt. 1802 kam Ravensburg zunächst an Bayern, 1810 an Württemberg.
2) Landkreis im Regierungsbezirk Tübingen, Baden-Württemberg, 1 632 km2, 267 100 Einwohner. Das Kreisgebiet liegt im südlichen Oberschwaben und umfasst das voralpine Hügelland im Bereich des mittleren Schussentals; es steigt von Nordwesten nach Südosten zum Allgäu um Isny an. Die eiszeitliche Überformung hat tief eingekerbte Täler (Tobel) sowie Moore hinterlassen, von denen viele (z. B. Pfrunger Ried) Naturschutzgebiete sind. Die intensive Landwirtschaft geht im Allgäu in Grünlandwirtschaft über. Hauptindustriestandorte sind die Kreisstadt Ravensburg und Wangen.
Der Kreis R., hg. v. O. Sailer (1976).
Universal-Lexikon. 2012.