Akademik

portugiesische Kolonien
portugiesische Kolonien,
 
die ehemaligen überseeischen Besitzungen Portugals. Die Besetzung afrikanischer Küstengebiete, Madeiras, der Azoren sowie der Kapverd. Inseln ab Anfang des 15. Jahrhunderts war zunächst als Sicherung von Stützpunkten für weitere Entdeckungsfahrten und für den Handel gedacht, doch begann bald die Kolonisation. Nachdem 1498 durch V. da Gama der Seeweg nach Indien gefunden worden war, brachten die Portugiesen in Ostindien die wichtigsten Hafenplätze in ihre Gewalt und beherrschten so den Gewürzhandel. Im 16. Jahrhundert errichteten sie auf den Molukken Handelsniederlassungen, während sie in Amerika Brasilien schon 1500 in Besitz genommen hatten. Nach dem Verlust zahlreicher Besitzungen v. a. in Asien an die Niederlande und an England seit Anfang des 17. Jahrhunderts besaß Portugal von seinem großen Kolonialreich schließlich nur noch Goa, Daman und Diu (Portugiesisch-Indien) in Vorderindien, Macao und einen Teil der Insel Timor in Ostasien, in Afrika Portugiesisch-Guinea, Portugiesisch-Westafrika (Angola), Portugiesisch-Ostafrika (Moçambique) und einzelne Inseln (São Tomé und Príncipe, Kapverd. Inseln) sowie die Azoren und Madeira. Brasilien erlangte 1822 seine Unabhängigkeit.
 
In den 1870er-Jahren begann Portugal eine neue, aktive Kolonialpolitik in Afrika: Die noch selbstständigen Stämme in Angola und Moçambique wurden unterworfen, doch die Gründung eines geschlossenen Afrikareiches scheiterte am Widerstand Großbritanniens, das Portugal durch Kriegsdrohung 1890 zum Zurückweichen zwang. Als letztes europäisches Land suchte Portugal mit aller Entschiedenheit seine Kolonien zu halten, u. a. dadurch, dass diese 1951 als Überseeprovinzen zum integralen Bestandteil des Mutterlandes erklärt wurden. Im Dezember 1961 wurde Portugiesisch-Indien (Goa, Daman und Diu) von Indien erobert. In den afrikanischen Besitzungen erstarkten die Befreiungsbewegungen und verwickelten die portugiesische Armee in aufwendige Guerillakämpfe. Nach der Revolution von 1974 in Portugal wurden die Überseeprovinzen in die Unabhängigkeit entlassen: 1974 Portugiesisch-Guinea (Guinea-Bissau), 1975 Moçambique, die Kapverd. Inseln (Kap Verde), São Tomé und Príncipe sowie Angola; die Überseeprovinz Portugiesisch-Timor wurde 1976 an Indonesien angeschlossen; Macao wurde 1976 autonomes (chinesisches) Territorium unter portugiesischer Verwaltung und soll 1999 ganz an die Volksrepublik China fallen.

Universal-Lexikon. 2012.