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Pommerellen
Pommerẹllen,
 
Pomerẹllen, östlicher Teil des Pommerschen Höhenrückens, Polen, hügelige, seenreiche Landschaft westlich des Weichselunterlaufs und nördlich der Netze. - Geschichte: Nach dem Abzug der Ostgermanen von der unteren Weichsel während der Völkerwanderungszeit wanderte der westslawische Stamm der Pomoranen ein. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts und wieder nach einem erbitterten Abwehrkampf (1102-22) kam das Gebiet unter polnischer Herrschaft; es wurde gleichzeitig mit Pommern christianisiert. Nach der Aufteilung Polens in mehrere Herzogtümer lockerte sich das Herrschaftsverhältnis, und Pommerellen bildete seit Ende des 12. Jahrhunderts ein eigenes, auch den Nordosten des späteren Pommern umfassendes Herzogtum mit dem Hauptort Danzig unter der Herrschaft der Samboriden. Im 13. Jahrhundert drangen deutsche Siedler v. a. in die Städte (Danzig, Dirschau) vor. Das Herzogshaus der Samboriden starb mit Herzog Mestwin (Mściwój) II. 1294 aus. Polen, Brandenburg und der Deutsche Orden erhoben daraufhin aufgrund von Verträgen Ansprüche auf Pommerellen, was zu wechselvollen Kämpfen führte. 1308 besetzte der vom polnischen König Wladislaw I. Łokietek um Hilfe gebetene Deutsche Orden das Land und kaufte Brandenburg im Vertrag von Soldin (1309) dessen Ansprüche ab. Polen fand sich erst nach schweren kriegerischen Auseinandersetzungen und mehreren Prozessen vor dem päpstlichen Tribunal im Frieden von Kalisch (1343) mit dem Verlust ab. Im 2. Thorner Frieden (1466) konnte Polen jedoch seinen Anspruch durchsetzen und die Woiwodschaft Pommerellen mit Marienburg, dem Culmer Land und Ermland zum »Preußen königlichen Anteils« zusammenfassen, das vorerst nicht in Polen inkorporiert wurde. Diese Sonderstellung ging in der Union von Lublin (1569) durch Inkorporation weitgehend verloren. Die deutsche Siedlung des 14.-16. Jahrhunderts erfasste v. a. die Weichselniederung und das Weichseldelta sowie die Ostseeküste, während sie sich kaum in das kaschub. Kernland, die Tucheler Heide, erstreckte. Mit der 1. Polnischen Teilung (1772) fiel Pommerellen an Preußen (Danzig erst 1793) und bildete bis 1918 den Hauptteil der Provinz Westpreußen. Danach war es als Woiwodschaft Pommerellen im Wesentlichen mit dem Polnischen Korridor identisch. 1939-45 gehörte Pommerellen zum Reichsgau Danzig-Westpreußen, heute ist es unter die Wwschaften Pommern und Kujawien-Pommern (1975-98 unter die Wwschaften Danzig und Bromberg) aufgeteilt.
 
Literatur:
 
Historia Pomorza, hg. v. G. Labuda, 3 Bde. (Posen 1-21972-84);
 B. Schumacher: Gesch. Ost- u. Westpreußens (71987).
 

Universal-Lexikon. 2012.