Piccolomini,
italienisches Adelsgeschlecht aus Siena, erlosch mit Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.) 1464 im Mannesstamm. Der Name ging auf die Nachkommenschaft seiner Schwester Laudemia (Piccolomini-Todeschini, erloschen 1783) und seiner Nichte Caterina (Piccolomini-Pieri, erloschen 1757) über. - Bedeutende Vertreter:
1) Alessandro, italienischer Gelehrter und Dichter, * Siena 13. 6. 1508, ✝ ebenda 12. 3. 1578; lehrte Moralphilosophie in Padua, ging dann nach Rom und lebte seit 1549 als hoher geistlicher Würdenträger in seiner Geburtsstadt Siena; bemühte sich um die Popularisierung von Philosophie und Wissenschaft des Humanismus; schrieb astronomische (»De la sfera del mondo«, 1540) und philosophische Werke (»La filosofia naturale«, 1551) und übersetzte und kommentierte u. a. die Poetik des Aristoteles (1575). Sein in der Jugend verfasster, später von ihm verworfener freizügiger Dialog »La Raffaella. Ovvero, della bella creanza delle donne, dialogo« (1540; deutsch »Gespräche über die feine Erziehung der Frauen«) ist von kulturhistorischem Interesse. Piccolomini schrieb auch Lustspiele und Sonette (»Cento sonetti«, 1549).
F. V. Cerrata: A. P., letterato e filosofo senese del Cinquecento (Siena 1960);
A. Buck: A. P.s moralphilosoph. Lehre im Rahmen des Vulgärhumanismus, in: Italien u. die Romania in Humanismus u. Renaissance, hg. v. K. W. Hempfer u. a. (1983).
2) Ottavio Fürst (seit 1650) Piccolomini-Pieri, Herzog von Amạlfi (seit 1639), kaiserlicher Feldmarschall (1634) und Generalleutnant, * Florenz 11. 11. 1599, ✝ Wien 11. 8. 1656; trat nach Einsätzen in Italien, Böhmen und im Mantuanischen Erbfolgekrieg in das Heer Wallensteins ein, dessen Vertrauen er sich seit 1627 als Kapitän der Leibgarde erworben hatte. Piccolomini entdeckte dem Kaiser Wallensteins eigenmächtige Pläne und wurde mit dessen Festnahme beauftragt. Er besiegte 1634 die Schweden bei Nördlingen, kämpfte 1636-39 im spanischen Heer gegen die Franzosen und Holländer, dann im kaiserlichen gegen die Schweden, die ihn bei Breitenfeld besiegten (2. 11. 1642. Als kaiserlicher Vertreter führte er die 1648 in Prag aufgenommenen und 1649 in Nürnberg fortgeführten Verhandlungen mit Schweden über die Durchführung des Westfälischen Friedens. 1650 erhielt er aus dem ehemaligen wallensteinschen Besitz die Herrschaft Nachod in Böhmen. - Seine Rolle bei der Ermordung Wallensteins gestaltete Schiller poetisch frei in seinem Drama »Wallenstein«.
Universal-Lexikon. 2012.